Schlossmuseum Linz: "Spuren des Regenbogens" über das südliche
Afrika
Menschen am großen Fluss
Von Brigitte Borchhardt-Birbaumer
Linz wird heuer von Afrika kulturell beherrscht: Nach "Gold
aus Afrika" und einer Kopten-Schau folgt im Museum Nordico im Herbst eine
über den Sudan, und im Schlossmuseum ist bis 4. November "Spuren des
Regenbogens" zu sehen. Dabei wurden erstmals Aspekte der Ethnologie und
Biologie mit traditioneller und moderner Kunst sowie Fotografie in
Einklang gebracht. Hauptthema ist das südliche Afrika - die
wissenschaftliche Leitung haben Ethnologe Stefan Eisenhofer und der
Biologe Peter Reinthaler übernommen, die Gestaltung der Schau ist von
Martina Kornfehl. Dabei wird mit zirka 400 Exponaten vom ausgebrochenen
Felsbild der Vorzeit über Federn- und Perlschmuck, Holzgegenständen für
Ritual und Gebrauch ein Blick seitens einer weißen Leitkultur vermieden
und versuchsweise der schwarzen Kultur Rechnung getragen. Die
Großausstellung integriert auch einen Tonga-Raum als
Kommunikationszentrale im Erdgeschoss - auch Online ist eine Verbindung
zum Volk der Tonga in Zimbabwe herzustellen. Kunst und Leben zu verbinden
wird hier vom ehemaligen Wunsch der Künstler Europas im 20. Jahrhundert
auf die Wissenschaft übertragen: Das Rahmenprogramm integriert Musik,
Tanz, Film, politische und wissenschaftliche Diskussion. Zum Einstieg
werden Besucher mit einer Multivision von 200 Dias erst einmal vor Ort
versetzt; Grundinformation wird dazu gegeben über die enorme Vielfalt
dieses Raumes, der sich jenseits des früheren Schwarz-Weiß-Rasters
darstellt. Für Kinder gibt es einen extra Katalog sowie Workshops und
Programme. Die Reise setzt sich fort mit der notwendigen
Rekonstruktion von Räumen - einem von Frauen bemalten Haus der Ndebele
oder auch einer einfachen Bierkneipe als Symbol des Widerstands gegen die
Apartheid - mit nötigen Objekten von den Musikinstrumenten über Geschirr,
Möbel, Schmuck usw. Die Weisheiten und Eigenheiten der vielen Stämme
werden versuchsweise eingefangen und vermittelt, ohne das Bild der
Verniedlichung zum Primitiven. Es zeigen sich neue Identitäten, neues
Suchen nach Wurzeln nach dem Abbau der Hierarchien. High and Low sind wie
in der West-Kunst erst seit der Pop-Art dort schon lange verbunden:
Geschirr und Schmuck, Möbel und Gerät verschmelzen in der handwerklichen
und künstlerischen Behandlung. Der Titel soll den Regenbogen als
Zeichen für das Nebeneinander der vielen Kulturen und Hautfarben - nach
einer von Nelson Mandela und Desmond Tutu erdachten Symbolik der "Rainbow
Nations" für den ganzen Süden - auch bei uns bekannt machen. Denn Schwarz
und Weiß sind dann nur zwei Farben von vielen. Das Nebeneinander von
Leben ohne Elektrizität mit der Natur und Hightech der Großstädte prägt
eigentlich alle Stationen, auch die collagierten Bilder der modernen
Künstler zeigen das in einer Art gemaltem und geklebtem Storyboard einer
neu zu schreibenden Geschichte der Länder auf. Die wiederentdeckte
Tradition integriert die Archäologie in verstärktem Maß - die Namen der
Schöpfer der Kunst in diesem südlichen Bereich von Afrika sind aber seit
jeher meist anonym, daher ist auch die wissenschaftliche Zuordnung oft
nicht ganz leicht. Damit ist auch der Irrtum in der Bestimmung ein
Unterthema der Schau wie andere schlaglichtartige Aspekte auf Verborgenes
oder Vergessenes. Das umfangreiche Katalogbuch ist bei Arnoldsche (Art
publishers) in Stuttgart erschienen und vereint auf 500 Seiten
Archäologie, Ethnologie, Ur- und Frühgeschichte, Zeitgeschichte,
Kunstgeschichte und Geschichte der Fotografie - auch Aspekte der alten und
neuen Medizin.
Erschienen am: 31.08.2001 |
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