09.10.2002 21:05
Graz 2003: Eine Blase nimmt Form an
Der Rohbau des Grazer Kunsthauses steht - und das Problem Plexiglashaut
ist gelöst
Graz - Der geplante Termin für die Eröffnung des Grazer
Kunsthauses am 20. September 2003 dürfte halten. Denn die Tiefgarage (mit 145
Parkplätzen) ist längst fertig gestellt, die gusseiserne Fassade des
denkmalgeschützten "Eisernen Hauses" saniert: Ab der kommenden Woche werden die
Fenster eingepasst.
Zudem steht bereits der Rohbau für die "Blaue Blase",
die von den britischen Stararchitekten Peter Cook und Colin Fournier entworfen
wurde. Man sei nur eine Woche hinter dem Zeitplan des Generalunternehmers, der
Architektur Consult. "Und die holen wir bei Stahlbau auf", gibt sich Werner
Riedl, die Bauaufsicht, zuversichtlich. Verzögerungen könnten sich nur noch
ergeben, wenn es bei den diversen Auftragsvergaben zu Beeinspruchungen durch
einen Mitbieter kommen sollte.
Vom Kran aus wird die geschwungene Form
der Blase, die im krassen Gegensatz zu den Flächen und rechten Winkeln der
Umgebung steht, schon jetzt augenscheinlich. Zu ebener Erde dürfte man das
Volumen und die Bauchigkeit der amorphen Architektur spätestens zu Weihnachten
ausmachen können. Denn bis dahin soll die Stahlgrundkonstruktion fertig gestellt
sein, also das Gerippe, auf das im kommenden Frühjahr die Außenhaut montiert
wird.
Sie ist 70 Zentimeter dick, besteht aus einem Brandschutzpanel,
einer Wärmedämmung, einem Luftraum und 2000 Lichtpunkten, mit denen man Motive
und Zeichen, ja sogar bewegte Bilder auf die äußerste Schicht zaubern kann. Sie
wird, wie von Cook/Fournier gewünscht, zur Gänze aus Plexiglas bestehen, aber
nicht blitzblau schimmern, sondern graublau-grünlich, um allfällige
Verschmutzungen unsichtbar zu machen. Auf der Architekturbiennale in Venedig ist
derzeit ein 30 Quadratmeter großes Muster ausgestellt.
Laut Hermann
Eisenköck (Architektur Consult) werde der Gesamtkostenrahmen von 43,6 Millionen
Euro eingehalten werden können. Auch deshalb, weil mehrere Bieter für die
Acrylhaut gefunden wurden, deren Anbote sogar unter der Vorgabe von 3,4
Millionen Euro liegen. Heute, Donnerstag, wird er den Aufsichtsrat über das
Ergebnis der Ausschreibung informieren. Im Anschluss gibt Peter Pakesch, der
designierte Direktor des Landesmuseums Joanneum, seine Pläne für das Kunsthaus
bekannt. Die erste Ausstellung soll Mitte Oktober 2003 stattfinden. (Thomas
Trenkler / DER STANDARD, Printausgabe, 10.10.2002)