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Nackte Figur mit Papstkrone auf Österreich-Tour

09.08.2010 | 18:27 | KÖKSAL BALTACI (Die Presse)

Die nackte Gaukler-Figur mit Papstkrone des deutschen Bildhauers Lenk wurde am Montag nach Österreich gebracht. Sie musste nach Protesten aus Konstanz weichen. Nun soll sie in der Steiermark "Asyl" erhalten.

BREGENZ/INNSBRUCK. Die umstrittene nackte Gaukler-Figur mit Papstkrone des deutschen satirischen Bildhauers Peter Lenk wurde am Montag nach Österreich gebracht. Die Anreise der rund drei Meter hohen Figur ins Kunstmuseum Weiz in der Steiermark erfolgt im sogenannten Gauklermobil. Die Idee dazu stammt vom steirischen Aktionskünstler Johan Maden, der auch die anschließende Schau von Lenks weiteren Werken im Kunstmuseum Weiz initiiert hat.

Auf ihrer dreitägigen Reise nach Weiz machte die Figur Montagmittag auf dem Vorplatz des Festspielhauses in Bregenz Station, danach folgen Salzburg, Liezen und Graz. Maden wolle darüber informieren, „warum die Figur aus Konstanz verschwinden musste und warum wir sie aufnehmen wollen“. Die Konstanzer Touristen-Information hatte die Figur Ende April im dortigen Bahnhof aufstellen lassen. Dabei handelt es sich um einen Originalabguss eines Teiles der etwa 18 Meter hohen Plastik „Imperia“. Diese hatte Lenk 1993 für die Hafeneinfahrt von Konstanz gestaltet. Nachdem der Abguss knapp drei Monate im Bahnhof zu sehen war und heftige Proteste vonseiten der Kirche und hoher CDU-Politiker hervorgerufen hat, ist die umstrittene Plastik Mitte Juli wieder entfernt worden. Lenk selbst nennt die Figur einen Gaukler, der sich die päpstlichen Insignien angeeignet hat. Jetzt bekommt das „Päpstle“ quasi „Asyl in der Steiermark“, so Maden. „Aus Solidarität und um die Freiheit der Kunst zu unterstützen, soll gezeigt werden, dass es keineswegs unmöglich ist, die Statue eines Gauklers zu zeigen, wenn das Umfeld entsprechend tolerant und unvoreingenommen ist“, so Maden. Auch solle deutlich gemacht werden, „dass Kunst, Kunstobjekte, Aktionen nicht einfach verhindert oder zum Verschwinden gebracht werden dürfen, nur weil gewisse Kreise damit nicht einverstanden sind“.

 

Stadt wenig begeistert

In Bregenz kam der Gaukler - begleitet von „Schutzheiligen“ - rund eine Stunde verspätet an. Maden fungierte in seiner Deklamation als „Multiplikator des Hofnarrs“, dazu wurden Informationsblätter an die Anwesenden verteilt. Über die durchwegs entspannten Reaktionen zeigte sich Maden überrascht, man sei noch von keinen „Taliban-Katholiken“ angegriffen worden.

Wenig begeistert über Bregenz als erste Haltestelle zeigten sich Stadtverwaltung und Festspielhaus. „Wir wurden über die Ausstellung nicht in Kenntnis gesetzt, mussten über die Medien davon erfahren“, bedauerte Axel Renner von den Bregenzer Festspielen die Vorgehensweise Madens. „Wir hätten im Vorfeld ein Gespräch von Kunstschaffendem zu Kunstschaffendem sehr begrüßt, um gegebenenfalls Vorkehrungen zu treffen, haben dann aber dennoch beschlossen, nichts dagegen zu unternehmen – mit dem Vorbehalt, dass der Spielbetrieb nicht gestört wird.“ Auch die Verwaltungspolizei Bregenz bestätigte der „Presse“, dass die Aktion weder angemeldet noch genehmigt wurde, sie hätte „schlicht nicht stattfinden dürfen“.

 

Kirche entspannt

Ganz und gar unbeeindruckt gibt sich die Diözese Feldkirch, die sich vom Intermezzo des Gauklermobils kein großes Aufsehen erwartet hat. Hannes Mäser, Leiter der Kommunikationsabteilung: „Uns sind keinerlei Proteste bekannt.“


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