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23.04.2003 - Ausstellung
100 Prozent Trash
Drei junge Schweizer Künstlerinnen verwandeln den neuen MAK-Design-Space in einen schrägen Supermarkt.
VON ALMUTH SPIEGLER


Ein paar neue Stimmbänder gefällig? Oder ein im Dunklen leuchtendes Sushi-Set? Alles handgemacht, alles aus Pappmachee und alles in Cellophan eingeschweißt: Organe, Bambis, Kreuze, Embryos, Blumen, Hummer, Haus-Altäre - im neuen Raum für Design im Museum für angewandte Kunst, wo einst eine ins Museumsquartier ausgewanderte Buchhandlung logierte, ist "Mickry 3" explodiert. So nennen sich drei junge Züricher Künstlerinnen, alle Anfang Zwanzig, die hier in wochenlanger Arbeit den totalen Konsumrausch inszeniert haben.

Der schmale, vielgeschossige Raum wurde mit einer dicken Schicht von Pappe und Plastik in einen schäbig-schrägen "Supermarkt" verwandelt. Sogar die anrüchige Ecke fehlt nicht - im Keller drückt sich der "Susi-Shop" ins Eck. Im Angebot: Brust-Attrappen, die bekannt pikanten Puppen und vor allem der "Power-Dick" - aber eben leider nur "100 Prozent plastic love". Seriöser dann der Raum, wo man dem MAK Referenz erwies und Wiener-Werkstätten-Service und Orient-Teppiche nachbastelte.

Neu ist diese Idee des Kunst-Shoppings, die Konsum-Lust gleichzeitig befriedigt wie ironisiert, bei weitem nicht. Dana Wyse etwa tourt mit ihren Pillen-Sackerln und Gimmicks durch die Kunstmessen - mit einem Preis von etwa 10 Euro allerdings ein Billig-Laden gegen "Mickry 3". Die Objekte haben Preise bis zu einigen hundert Euro.

Neben dem Spaß-Faktor könnte sich ein Kauf nachträglich auch als Sonderangebot erweisen: Stellten die aus Comics- und Musik-Szene erwachsenen Mädchen 2001 bereits bei der renommierten Schweizer Galerie "Hauser & Wirth" in St. Gallen aus.

Bis 18. Mai. Mi.-So. 10-18h, Di. 10-24 Uhr



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