Kunst aus dem Kopfhörer
Bilder hören. „recorded painting“ präsentiert Malerei und Sprache als spannendes Paar.
CLEMENS PANAGL SALZBURG (SN). Und was wollte der Künstler damit ausdrücken? Die Frage stellt sich beim Betrachten eines Bildes meist ganz von selbst: Malerei ist ein Ausdrucksmittel, das dem Betrachter offene Spielräume bietet – für persönliche Assoziationen und für individuelle Interpretationen.
Mit der Sprache ist das schon anders: Wer die Bedeutung eines Kunstwerks beschreiben soll, versucht, der Idee des Künstlers mit Worten möglichst genau auf die Schliche die zu kommen.
Was bedeutet dieses Bild? Die Frage stellt sich auch bei der Ausstellung „recorded painting“, die seit Freitag in einem ehemaligen Fotostudio in der Wolf-Dietrich-Straße 9 (Innenhof) zu sehen ist. Spannend ist neben den gezeigten Arbeiten von neun Künstlern hier auch ein Rollentausch: Die Fragen stellen die Künstler selbst.
Als Forum für junge Kunst betreiben Elisabeth Schmirl, Stefan Heizinger und Bernhard Lochmann die Plattform „Periscope“. Für das Projekt „recorded painting“ haben sie sechs weitere Künstler eingeladen, ein Bild beizusteuern. Dann haben sie neun junge Kunstexperten gebeten, je eins der Werke zu analysieren.
Was dabei herauskam, kann der Besucher der Schau nun über einen Kopfhörer hören, während er das Werk betrachtet: Neben den Bildern von Schmirl, Lochmann, Heizinger, Saskia Buwert, Anja Ganster, Patrick Gutschmidt, Alex Klenz, Isa Riedl und Eun-Joo Shin hängt je ein Walkman. Die professionellen Kunstbetrachter (Martina Berger-Klingler, Martina Gelsinger, Ulrike Guggenberger, Stefanie Grünangerl, Agnes Hannes, Michaela Lederer, Paul Mahringer, Ursula Probst, Tina Teufel) haben ihre sprachlichen Annäherungen an die Bilder zum Anhören auf Kassetten gesprochen.
„Über Kunst zu reden, ist eins der Anliegen von ,Periscope‘“, sagt Mitinitiator Stefan Heizinger. „Mit der Ausstellung stellen wir zugleich die Frage, wie sehr Malerei Sprache braucht.“
Mit den Sprach-Echos auf ihre Bilder hätten sich alle Künstler identifizieren können, sagt Heizinger. Freilich haben auch die Partner in dem Doppel zwischen Kunst und Theorie auf die Vieldeutigkeit von Malerei Rücksicht und Bezug genommen: In den Texten, die auch in einem bei Artbook erschienenen Katalog nachzulesen sind, geben die Kuratoren zu den Bildern nicht nur Antworten, sondern stellen auch neue Fragen – und die kann jeder Betrachter für sich selbst beantworten.„recorded painting“, bis 21. 8. Internet: www.periscope.at