5. Juli 2005

RAF-Terror als Kunstfaktor in Graz

Die umstrittene RAF-Ausstellung "Zur Vorstellung des Terrors" ist ab Sonntag im Grazer Joanneum zu sehen.

Artikeltext: Bereits vor ihrer Eröffnung in der Berliner Galerie Kunst-Werke im Februar 2004 hatte die von Peter Weibel co-kuratierte RAF-Ausstellung zu großen Protesten geführt. Die Schau sei zu unkritisch, berge die Gefahr in sich, RAF-Terroristen zu Ikonen zu stilisieren.

Und diese Kritik ist nicht ganz unberechtigt. Denn die Ausstellung ist und will keine Aufarbeitung der Ideologie, der Morde und Entführungen der Mitglieder der Rote Armee Fraktion sein, sondern öffentlich machen, was ohnehin schon öffentlich war.

So werden Dokumente, Reportagen, Filme, Texte und Kunstwerke wertfrei aneinandergereiht, die alle mit der RAF zu tun haben. In einer Galerie von Toten des RAF-Terrors hängt etwa das Porträt des getöteten Terroristen neben dem des toten Entführungsopfers, toten Polizisten oder unbeteiligten Passanten. Die Rollen von Opfern und Tätern vermischen sich auf diese Weise irritierend, sie werden im Tod sozusagen gleich.

Die medial gefilterte Wirklichkeit ist für den, der viel Zeit und Interesse mitbringt, in unzähligen Zeitungsberichten und Fernsehbeiträgen über den RAF-Terror nachles- bzw. sehbar. Und in welcher Form die Taten von Bader, Ensslin und Meinhof in den wichtigsten deutschen Medien reflektiert werden, macht einigermaßen nachvollziehbar, was aus kritischen Studenten Terroristen gemacht haben mag.

Die RAF-Schau ist aber auch eine Kunstausstellung. So bedeutende Künstler wie Beuys, Gerhard Richter oder Jörg Immendorf haben den Terrorismus in ihren Arbeiten umkreist, wobei ein gewisses Sympathisieren mit den Tätern unübersehbar ist.

Neue Galerie am Landesmuseum Joanneum, Sackstraße 16, Graz;
26. Juni bis 28. August, Dienstag bis Sonntag 10 bis 18 Uhr, Donnerstag 10 bis 20 Uhr.
Eröffnung 26. Juni, 11 Uhr<
Autor: Edith Schlocker
Quelle: TT
 
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