Die umstrittene RAF-Ausstellung "Zur Vorstellung des Terrors" ist ab
Sonntag im Grazer Joanneum zu sehen.
Artikeltext: Bereits vor ihrer Eröffnung in der Berliner Galerie
Kunst-Werke im Februar 2004 hatte die von Peter Weibel co-kuratierte
RAF-Ausstellung zu großen Protesten geführt. Die Schau sei zu
unkritisch, berge die Gefahr in sich, RAF-Terroristen zu Ikonen zu
stilisieren.
Und diese Kritik ist nicht ganz unberechtigt. Denn die Ausstellung ist
und will keine Aufarbeitung der Ideologie, der Morde und Entführungen
der Mitglieder der Rote Armee Fraktion sein, sondern öffentlich machen,
was ohnehin schon öffentlich war.
So werden Dokumente, Reportagen, Filme, Texte und Kunstwerke wertfrei
aneinandergereiht, die alle mit der RAF zu tun haben. In einer Galerie
von Toten des RAF-Terrors hängt etwa das Porträt des getöteten
Terroristen neben dem des toten Entführungsopfers, toten Polizisten
oder unbeteiligten Passanten. Die Rollen von Opfern und Tätern
vermischen sich auf diese Weise irritierend, sie werden im Tod
sozusagen gleich.
Die medial gefilterte Wirklichkeit ist für den, der viel Zeit und
Interesse mitbringt, in unzähligen Zeitungsberichten und
Fernsehbeiträgen über den RAF-Terror nachles- bzw. sehbar. Und in
welcher Form die Taten von Bader, Ensslin und Meinhof in den
wichtigsten deutschen Medien reflektiert werden, macht einigermaßen
nachvollziehbar, was aus kritischen Studenten Terroristen gemacht haben
mag.
Die RAF-Schau ist aber auch eine Kunstausstellung. So bedeutende
Künstler wie Beuys, Gerhard Richter oder Jörg Immendorf haben den
Terrorismus in ihren Arbeiten umkreist, wobei ein gewisses
Sympathisieren mit den Tätern unübersehbar ist.
Neue Galerie am Landesmuseum Joanneum, Sackstraße 16, Graz;
26. Juni bis 28. August, Dienstag bis Sonntag 10 bis 18 Uhr, Donnerstag 10 bis 20 Uhr.
Eröffnung 26. Juni, 11 Uhr<
Autor: Edith Schlocker Quelle: TT