Ministerin Elisabeth Gehrer
über den Ausbau der Albertina, zentralistisches Denken und die
Wiener Museumslandschaft.
profil: Frau Minister, Albertina-Direktor Klaus Albrecht
Schröder fordert eine Erhöhung seiner Basisabgeltung um 2,1
Millionen Euro jährlich. Darf er hoffen? Gehrer: Die aktuelle Basisabgeltung von 5,3
Millionen Euro pro Jahr wurde zu einem Zeitpunkt festgelegt, als die
Albertina noch geschlossen war. Man muss also über eine vernünftige
Basis reden und die Notwendigkeit prüfen. Der Steuerzahler muss für
ein so zentrales Kulturangebot einen Beitrag leisten. Auf der
anderen Seite ist Direktor Schröder sehr agil beim Sponsoring, was
ein wichtiger Aspekt der Ausgliederung der Bundesmuseen war.
profil: Warum finanziert der Bund einen Museumsumbau mit 80
Millionen Euro, ohne von Beginn an zu klären, wie die höheren
Betriebskosten gedeckt werden können? Gehrer: Es gibt heute mehr Ausstellungsfläche, als
ursprünglich geplant war, und darüber muss man nun sprechen. Ich
finde es gescheiter, progressiv zu sein, als zu sagen: So haben wir
es geplant, und so bauen wir es.
profil: Schröder hat die
Horrorvision von unbezahlten Personalkosten und nicht durchführbaren
Ausstellungen in den Raum gestellt. Gehrer: Ausstellungen werden dann möglich sein,
wenn sie zu finanzieren sind. Dafür darf jedes Maß an Fantasie
eingesetzt werden, die jemand hat.
profil: Der neue
Tiefenspeicher der Albertina schlug mit 18 Millionen Euro zu Buche.
Warum konnte nicht verhindert werden, dass der fertige Bau nun bis
2009 leer steht? Gehrer: Weil das
Geld nicht da ist. So einfach ist die Welt. Derzeit lagert die
Sammlung der Albertina im Tiefenspeicher der Nationalbibliothek, wo
sie noch auf einige Jahre hinaus Platz hat. Warum sollte ich jetzt
Gelder verbrauchen, die ich nicht habe, für etwas, das ich erst im
Jahr 2009 brauche?
profil: Schröder bezeichnet den Tiefenspeicher der
Nationalbibliothek als „denkbar ungeeignet“. Sie hingegen gaben 2001
im Parlament an, dass die Sammlung dort „optimal“ untergebracht sei.
Wer hat Recht? Gehrer: Die
zuständigen Beamten haben mir damals versichert, dass die Sammlung
dort gut untergebracht sei. Wenn Direktor Schröder etwas anderes
behauptet, muss er das nachweisen. Wenn man dort sehr wertvolle
Bücher lagern kann, wird der Speicher für wertvolle Grafiken nicht
gerade total ungeeignet sein.
profil:
Für den Museums-Shop und das Café in
der Albertina standen acht Millionen Euro zur Verfügung. Für die
Einrichtung des wichtigen Tiefenspeichers fehlt das Geld?
Gehrer: Solche Fragen zielen nur
darauf ab, etwas mies zu machen. Es gibt Dinge, die gleich erledigt
werden müssen, damit der Betrieb ordentlich laufen kann. Man braucht
einen Shop und ein anständiges Restaurant, in dem die Besucher sich
niedersetzen können. Und wir haben ja den Tiefenspeicher der
Nationalbibliothek als Alternative.
profil: Die Bundeskosten
stiegen seit Baubeginn um mehrere Millionen Euro auf vorläufig 80
Millionen Euro. Wie kam die Kostensteigerung zustande?
Gehrer: Indem man zusätzliche
Ausbauten vornahm. Diese Zahlenspielereien dienen nur dazu, etwas in
ein schiefes Licht zu bringen. Es wurde schon im Jahr 1994
geschätzt, dass die Sanierung der Albertina 1,2 Milliarden Schilling
kosten wird.
profil: Schröder programmiert unter anderem Werke der
klassischen Moderne. Ist es sinnvoll, dass die Albertina damit auf
dem gleichen Territorium wie andere Wiener Museen agiert?
Gehrer: Man versucht nun schon
seit Jahren, künstlich Überschneidungen zu behaupten, die meiner
Meinung nach nicht bestehen. Die einen sammeln österreichische
Kunst, die anderen moderne, die einen hauptsächlich Malerei, die
anderen hauptsächlich Grafik. Es ist eigenartig in Österreich. Alle
sehnen sich danach, dass eine Ministerin kommt und sagt: „Sie dürfen
dies machen und Sie jenes, und es darf keine Überschreitungen
geben.“ Das halte ich für ein altes zentralistisches Denken. Aber
scheinbar wollen das die Journalisten und die Opposition. Deshalb
gebe ich nun eine Studie in Auftrag, die aufzeigt, welche
Schwerpunkte die einzelnen Museen haben und welche Beziehungen unter
den Häusern bestehen.
profil:
Sie sehen keinen Handlungsbedarf?
Gehrer: Ich sehe akut keinen
Handlungsbedarf, den Museen Zwangsvorschriften zu machen. Aber ich
lege auch nicht fest, was bei der Studie herauskommen
wird.