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Theologe, Philosoph, Mystiker, Predi ger, Verfolgter wie Suchender:
Meister Eckhart ist heuer das Jahr in Er furt gewidmet. Vor 700 Jahren
kehrte der Dominikaner-Mönch aus Paris in die Thüringer Handelsstadt
zurück. Anlass für ein Jubiläums-Programm, auch für die kurze Rückkehr
eines Bilderzyklus. In nur einem Jahr, 1960/1961, malte Max Weiler 29
Eitempera-Bilder zu einem Satz aus einer Predigt Meister Eckharts, so tief
und bewegend, dass es einem den Atem hören lässt: "Als alle Dinge in
tiefem Schweigen lagen und die Nacht in der Mitte ihres Laufes war, da kam
vom Himmel, vom königlichen Throne, o Herr, Dein allmächtiges Wort." Jedes
einzelne Wort fand bei Max Weiler ein eigenes Bild, alle gleichberechtigt,
alle gleich gewichtig. Nur für die "Dinge" fanden sich zwei.
Fast den gesamten Meister-Eckhart-Zyklus zeigt das
Angermuseum Erfurt. Eine Ausstellung, die hier so tief in sich ruht, als
wäre sie nicht zerrissen und wieder zusammengefügt worden. Dabei wurde sie
bisher erst zweimal vollständig gezeigt: 1961 in Innsbruck, 1981 im
Salzburg. In Erfurt hat man nun sogar eine Raumform für den Zyklus
gefunden, wie Weiler sie als ideal ansah. Er dachte an einen schmalen Gang
aus Beton - zwei schlichte schmale Räume sind es hier. Eine Beengung, die
zum Aufrichten des Körpers führt. Wie auch die Bilder ein Straffen der
Haltung einfordern. Das Gegenübertreten einen festen Blick.
In abwechselnden Farbkombinationen wiederholt sich ein
Motiv: die nach oben zulaufende Form eines Daches, besser noch eines
Baumwipfels. Alles strebt in die Höhe - und fällt an den Seiten wieder
herab. Ein Kreislauf, dynamisch und doch eintönig, beruhigend. Nur hie und
da treten die Worte selbst aus der Farbe heraus, materialisieren sich zu
einem "der", "lagen", "als". Vielleicht um Orientierung zu geben, um die
Hochformate zu erden. Nur ein Teil, die "Nacht", breitet sich horizontal
aus, verliert sich ein wenig, zieht den Betrachter mehr hinein als hinauf.
"Bilder der Meditation" nannte sie Weiler selbst. Er
wollte das Unsichtbare darstellen, nicht Worthülsen, sondern den Geist
dahinter. Schon 1934 hatte ihn das Eckhart-Zitat, das sich auf eine Stelle
im Buch der Weisheiten bezieht, bewegt. Auf der Rückseite des
"Weihnachtsbildes" findet sich der Beginn des Satzes, fast 30 Jahre, bevor
Weiler ihn wieder aufgriff und den Zyklus malte: ein kraftvolles, Kraft
gebendes Hauptwerk.
© Die Presse | Wien
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