VN Di, 21.10.2003

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Kultur 

VN-INTERVIEW mit Sabine Benzer, Geschäftsführerin des Kulturkreises Feldkirch

Auch "die" Kunst ist männlich

Ein Maßnahmenkatalog soll die Situation von Künstlerinnen verbessern

Feldkirch (VN-cd) Sind Posten oder Preise zu vergeben, haben Frauen selbst bei gleicher oder gar besserer Qualität ihrer Arbeit das Nachsehen. Das ist auch im Kulturbereich so. "Die" Kunst ist männlich. In Vorarlberg soll sich das nun ändern.

VN: Frau Benzer, Sie sind Geschäftsführerin des Kulturkreises Feldkirch und Vorstandsmitglied der IG Kultur, die nun einen Maßnahmenkatalog erstellen wird. Wie kam es dazu?

Sabine Benzer: Im Rahmen einer unserer Veranstaltungen, die den Frauen im Kulturbereich gewidmet war, kam es zum Vorschlag, dass frei verfügbare Mittel von Seiten des Landes für das Thema eingesetzt werden. Wir haben Kulturlandesrat Bischof erklärt, dass mit Geld aus einem Sondertopf für ein Projekt keine Nachhaltigkeit zu erzielen wäre und vorgeschlagen, eine Studie zu machen, keine Basisdatenerhebung, aber wir schauen uns Daten an, die zugänglich sind, erörtern das Thema und erstellen einen Maßnahmenkatalog.

VN: Kann man jetzt schon sagen, wo die unterschiedliche Behandlung von Künstlerinnen und Künstlern besonders krass ist?

Sabine Benzer: Das ist überall so. Als Vorbereitung haben wir die wichtigsten Untersuchungen durchgesehen. Die Ungleichbehandlung zieht sich quer durch, abgesehen von Preisvergaben, die immer zu ungunsten von Frauen ausgehen. Es gibt weniger Frauen als Männer in Beiräten, Frauen sind bei Stipendienvergaben benachteiligt etc.

VN: Wo liegen die Gründe dafür?

Sabine Benzer: Im Grunde sind es dieselben wie in anderen Berufen auch. Künstlerinnen und Künstler sind zudem oft in einer labilen ökonomischen Situation. Frauen betrifft das verstärkt, zu vielen Netzwerken finden Männer leichter Zugang.

VN: Konnten Sie bisher feststellen, dass man beim Land wirklich gesprächsbereit ist?

Sabine Benzer: Wir haben uns über die Möglichkeit sehr gefreut. Es ist nicht selbstverständlich in Zeiten wie den jetzigen, dafür Geld auszugeben. Wir werden sehr viele Punkte aufzeigen. Es geht ja schließlich nicht immer ums Geld, das Land wäre dann auch aufgerufen, Lobbying zu betreiben.

VN: Was sind nun die ersten Schritte?

Sabine Benzer: Wir haben davon abgesehen, Fragebögen zu verschicken, wir wollten ein Team werden, haben einen Workshop veranstaltet und werden weitere veranstalten.

VN: Gibt es dafür einen Zeitplan?

Sabine Benzer: Vier Workshops sind geplant. Ich denke, ein Endergebnis wird im Herbst 2004 vorliegen. Uns ist auch wichtig, dass das Thema vermehrt in die Öffentlichkeit getragen wird.

VN: Andere Frage. Sie sind Geschäftsführerin des Kulturkreises Feldkirch, der das Saumarkttheater bespielt. Wie sieht es in den eigenen Reihen mit der Präsenz von Frauen aus?

Sabine Benzer: Grundsätzlich ist das Geschlechterverhältnis nicht das beste, aber im Vorstand ist es zumindest ausgewogen.

VN: Was raten Sie nun Künstlerinnen noch vor Vorlage des Katalogs?

Sabine Benzer: Es gilt ein Bewusstsein für die Problematik zu schaffen. Wir hören von Künstlerinnen, dass sich Qualität ohnehin durchsetzt, dass sie nicht aufgrund des Frauseins beurteilt werden wollen. Das verstehe ich, aber es geht nicht immer um Qualität, selbst bei gleicher Qualität sind Frauen in allen Berufsfeldern benachteiligt.

VN: Ist Sexismus in der Kunst noch ein Thema? Rollenklischees tauchen ja trotz des selbstbewussten Auftretens vieler Künstlerinnen nach wie vor auf, und auch angesichts vieler Inszenierungen, die meistens von Männern produziert werden, bin ich mir nicht immer sicher, ob nackte Haut nicht doch einfach zu Werbezwecken eingesetzt wird?

Sabine Benzer: In diesem Zusammenhang wurden von Theoretikerinnen interessante Diskurse geführt, die auch von Männern aufgegriffen wurden. Momentan ist in der Tat ein Flashback zu spüren. Es bleibt wichtig, zu hinterfragen, ob man Strategien entwickelt, um sich einem System anzupassen, ob man mit diesem System spielt oder sich als Künstlerin eben subversiv verhält. ##christa dietrich##

VERANSTALTUNGEN

Saumarkt-Klub 13. November, 20.15 Uhr,

Preisträgerinnenfilme des Internationalen Animationsfilmfestivals

Workshop 25. November, 18 bis 21 Uhr,

Soziales, Arbeit und Professionalisierung

Vortrag 27. November, 19 Uhr, Silvia Eiblmayr: "Angry Women, Guerilla Girls, Girl Power"

11. Dezember, 20.15 Uhr,

Yvonne . Doderer: "Feministische Intervention im kulturellen Raum"

Sabine Benzer: "Künstlerinnen sind konkret benachteiligt". ## Christa Dietrich## (Foto: VN/Christa Dietrich) )

Trickfilme von Künstlerinnen werden im Rahmen des Frauenprojekts am 13. November im Feldkircher Saumarkttheater gezeigt. Arbeiten wie jene von Denis Gaelle waren beim Festival "Tricky Women" vertreten. (Foto: Gaelle)




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