Feldkirch (VN-cd) Sind Posten oder Preise zu vergeben, haben
Frauen selbst bei gleicher oder gar besserer Qualität ihrer Arbeit
das Nachsehen. Das ist auch im Kulturbereich so. "Die" Kunst ist
männlich. In Vorarlberg soll sich das nun ändern.
VN: Frau Benzer, Sie sind Geschäftsführerin des Kulturkreises
Feldkirch und Vorstandsmitglied der IG Kultur, die nun einen
Maßnahmenkatalog erstellen wird. Wie kam es dazu?
Sabine Benzer: Im Rahmen einer unserer Veranstaltungen, die den
Frauen im Kulturbereich gewidmet war, kam es zum Vorschlag, dass
frei verfügbare Mittel von Seiten des Landes für das Thema
eingesetzt werden. Wir haben Kulturlandesrat Bischof erklärt, dass
mit Geld aus einem Sondertopf für ein Projekt keine Nachhaltigkeit
zu erzielen wäre und vorgeschlagen, eine Studie zu machen, keine
Basisdatenerhebung, aber wir schauen uns Daten an, die zugänglich
sind, erörtern das Thema und erstellen einen Maßnahmenkatalog.
VN: Kann man jetzt schon sagen, wo die unterschiedliche
Behandlung von Künstlerinnen und Künstlern besonders krass ist?
Sabine Benzer: Das ist überall so. Als Vorbereitung haben wir die
wichtigsten Untersuchungen durchgesehen. Die Ungleichbehandlung
zieht sich quer durch, abgesehen von Preisvergaben, die immer zu
ungunsten von Frauen ausgehen. Es gibt weniger Frauen als Männer in
Beiräten, Frauen sind bei Stipendienvergaben benachteiligt etc.
VN: Wo liegen die Gründe dafür?
Sabine Benzer: Im Grunde sind es dieselben wie in anderen Berufen
auch. Künstlerinnen und Künstler sind zudem oft in einer labilen
ökonomischen Situation. Frauen betrifft das verstärkt, zu vielen
Netzwerken finden Männer leichter Zugang.
VN: Konnten Sie bisher feststellen, dass man beim Land wirklich
gesprächsbereit ist?
Sabine Benzer: Wir haben uns über die Möglichkeit sehr gefreut.
Es ist nicht selbstverständlich in Zeiten wie den jetzigen, dafür
Geld auszugeben. Wir werden sehr viele Punkte aufzeigen. Es geht ja
schließlich nicht immer ums Geld, das Land wäre dann auch
aufgerufen, Lobbying zu betreiben.
VN: Was sind nun die ersten Schritte?
Sabine Benzer: Wir haben davon abgesehen, Fragebögen zu
verschicken, wir wollten ein Team werden, haben einen Workshop
veranstaltet und werden weitere veranstalten.
VN: Gibt es dafür einen Zeitplan?
Sabine Benzer: Vier Workshops sind geplant. Ich denke, ein
Endergebnis wird im Herbst 2004 vorliegen. Uns ist auch wichtig,
dass das Thema vermehrt in die Öffentlichkeit getragen wird.
VN: Andere Frage. Sie sind Geschäftsführerin des Kulturkreises
Feldkirch, der das Saumarkttheater bespielt. Wie sieht es in den
eigenen Reihen mit der Präsenz von Frauen aus?
Sabine Benzer: Grundsätzlich ist das Geschlechterverhältnis nicht
das beste, aber im Vorstand ist es zumindest ausgewogen.
VN: Was raten Sie nun Künstlerinnen noch vor Vorlage des
Katalogs?
Sabine Benzer: Es gilt ein Bewusstsein für die Problematik zu
schaffen. Wir hören von Künstlerinnen, dass sich Qualität ohnehin
durchsetzt, dass sie nicht aufgrund des Frauseins beurteilt werden
wollen. Das verstehe ich, aber es geht nicht immer um Qualität,
selbst bei gleicher Qualität sind Frauen in allen Berufsfeldern
benachteiligt.
VN: Ist Sexismus in der Kunst noch ein Thema? Rollenklischees
tauchen ja trotz des selbstbewussten Auftretens vieler Künstlerinnen
nach wie vor auf, und auch angesichts vieler Inszenierungen, die
meistens von Männern produziert werden, bin ich mir nicht immer
sicher, ob nackte Haut nicht doch einfach zu Werbezwecken eingesetzt
wird?
Sabine Benzer: In diesem Zusammenhang wurden von Theoretikerinnen
interessante Diskurse geführt, die auch von Männern aufgegriffen
wurden. Momentan ist in der Tat ein Flashback zu spüren. Es bleibt
wichtig, zu hinterfragen, ob man Strategien entwickelt, um sich
einem System anzupassen, ob man mit diesem System spielt oder sich
als Künstlerin eben subversiv verhält. ##christa dietrich##