diepresse.com
zurück | drucken
17.05.2003 - Ausstellung
Wenn Staubsauger schmusen
Michael Kienzer stellt seine "Verstreuten Formen" in der Oberösterreichischen Landesgalerie aus.


Jede Hausfrau und vielleicht auch jeder Hausmann kennt sie: Die netten Spuren, die der Staubsauger auf dem Teppich hinterlässt. Schön eigentlich, so schattig und verspielt. Michael Kienzer, der 2001 mit dem Otto-Mauer-Preis geehrt wurde, hat sich das wohl auch gedacht - und daraus sein unverkennbares Markenzeichen gemacht. Das können Sie auch? Vielleicht, - nur hängt Kienzer die Spannteppich-Stücke an die Wand - und voilà, sie werden zu flauschig-abstrakten Gemälden. Im Museum. Das Museum ist zur Zeit das Oberösterreichische, das in seiner Landesgalerie dem 1962 in Steyr geborenen Künstler das oberste Stockwerk zur Verfügung stellt.

Nur eine Teppich-Zeichnung findet man hier, denn eigentlich ist Kienzer mehr der Raumgreifende. Und zwar mit einer herrlichen Prise Humor: Vor wem sich einmal die Aluminium-Installation (Titel: "Kathedrale") aufgebaut hat, der wird diese großartige Groteske über die Bremer Stadtmusikanten nicht mehr vergessen. Nicht wie gewohnt geht es etwa auch bei dem aufgespannten Gummiseil zu. Denn ans Hupfen denkt hier zwar jeder, aber Lust hat garantiert keiner - das eine Ende wird von Beinprothesen gehalten. Ein monumentales Kartenhaus, eine ziemlich verspannte Konferenz, raumtragende Säulen aus Klebebandrollen setzen Geschichten in Köpfe. Und neben dem Stiegenaufgang zur Ausstellung dürfen zwei Staubsauger schmusen. Oder so ähnlich. sp

Bis 25. Mai. Di. bis Fr. 9-18 Uhr, Sa. und So. 10-17 Uhr.



© Die Presse | Wien