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Kunstberichte

Starke Buchstabensuppe

Die Wiener Bawag Foundation zeigt Lawrence Weiners Sprachkunst
Illustration
- Lawrence Weiners „X Y & Z“ (2006), eine Auftragsarbeit der Bawag Foundation.  Foto: Wössner/Bawag Foundation VBK, Wien, 2006

Lawrence Weiners „X Y & Z“ (2006), eine Auftragsarbeit der Bawag Foundation. Foto: Wössner/Bawag Foundation VBK, Wien, 2006

Von Brigitte Borchhardt-Birbaumer

Seit etwa 1970 konzentriert sich das Werk des 1942 in New York geborenen Künstlers Lawrence Weiner allein auf die Sprache. An sich genügt die Idee eines sprachlichen Statements für einen bestimmten Ort, das Konzept ist zuweilen auf Skizzen festgehalten. Vor allem macht er aber an Museums-Wänden, in Büchern und an öffentlichen Plätzen Sprachskulpturen, die vieles können, aber keine Geschichte erzählen wollen. Als ein Hauptmeister der Konzeptkunst hat er große Vorlieben für Wien, weil hier der Philosoph Ludwig Wittgenstein und der Wiener Kreis über Sprache außerhalb ihrer "normalen" Repräsentation nachdachten.

Weiner und Wien

Als "Buchstäblichkeit" werden die Sätze oft politisch, stehen für gesellschaftliche und kulturelle Realitäten an bestimmten Orten. Die piktoralen Modelle sind auch an Dadaisten und frühen Konstruktivisten orientiert, später hat die Wiener Gruppe ähnliches von diesen Vorbildern genommen. Weiner ist im Wiener Stadtbild sogar über den Dächern seit Jahren mit seiner Arbeit am Haus des Meeres, einem der ehemaligen Bunker des 2. Weltkriegs im Esterhazy-Park, präsent. Sein sprachliches Nachtstück wandelt das NS Baudenkmal in ein Mahnmal gegen den Krieg. Auch als Mitglied der Gruppe "Die Damen" konnte Weiner seine ironische Seite neben Birgit Jürgenssen, Ona B. und Evelyn Egerer ausspielen. Sprachwitz ist auch für das Statement über der Schau "X Y & Z" bestimmend: "Ich bin kein logischer Positivist ich bin ein echter amerikanischer Sozialist."

Nicht nur mit diesem Slogan hat er bis 27. Mai für die Räume der Bawag Foundation zwei neue Wandarbeiten und eine (Wand-)Zeichnung um das Wort "Mischung" sowie ein Kunstbuch konzipiert. Von einem roten &-Zeichen strahlen die sich überschneidenden Mischwege X, Y und Z aus.

Mischung ist Kontrapost zur Hierarchie und so mischt der Künstler auch die Sprachen Englisch und Deutsch in den Modellen, die wissenschaftlichen Systemen zwar ähnlich, aber nicht von ihnen kopiert sind. Ein Oben und Unten soll es nicht geben, Masse und Macht und ein enges Tor sind da zu finden, scheinbar spielerisch eingesetzt.

Trotz seiner Reduktion auf Sprachzeichen ist Weiners Kunst nicht unsinnlich, außerdem bleibt ein breiter Raum an Assoziationen für die Besucher vorhanden. Die uns angelernten Zeichen, ihre Hierarchien und Symbolik werden kräftig durcheinander gewürfelt.

Lawrence Weiner X Y & Z

Bawag Foundation

Tuchlauben 7a, 1010 Wien

Bis 27. Mai

MoSa 10-18 Uhr

Eintritt frei

Wortgewaltig.

Freitag, 14. April 2006


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