Wien - Sechs Wochen lang, bis 18. Juni, ermöglicht das Wiener Kunstevent "curated by_vienna 2011" ab Donnerstagabend das Eintauchen in ost- und südosteuropäische Kuratorenprojekte in 21 Galerien in Wien. Es sei ein "einzigartiges Vernetzungs- und Parallelprojekt" zur Kunstmesse Viennafair, erläutertete departure-Geschäftsführer Christoph Thun-Hohenstein bei der Pressekonferenz. Fast alle Galerien durften am Vorabend auch ihre Stände in der Messehalle A feierlich eröffnen, wo auch das Diskussionsprogramm von "curated by" abgehalten wird.
Dass "East by South West" - so der Titel des zum dritten Mal und mittels einer "großen, gemeinsamen Kraftanstrengung" (Thun-Hohenstein) realisierten Galerienschau - als geografisch unmögliche Richtungsangabe nicht nur eine Reverenz an Hitchcocks "North by Northwest" (Der unsichtbare Dritte) darstellt, sondern auch Wiens Kompetenz als Tor nach Südosteuropa unterstreichen soll, findet jedoch nicht bei allen Kuratoren gänzlich Anklang. "Diese Prämisse ist höchst fragwürdig", meinte etwa der Leiter der Kunsthalle Basel, Adam Szymczyk.
Szymczyk, der mit Daniel Knorr einen deutschen Künstler mit rumänischen Wurzeln in die Galerie nächst St. Stephan programmiert hat, empfindet zwar Sympathie für den Gedanken einer "östlichen Seele, aber es gibt auch dort so viele verschiedene Seelen". Dass aber einmal mehr die osteuropäischen Länder als eine Entität aufgefasst und gemeinsam in einen Korb gesteckt würden, hält er für sehr problematisch. Kuratorin Silvia Eiblmayr hält das übergestülpte inhaltliche Konzept ebenfalls für "sehr weit gefasst", was aber auch Spielraum für politische Auseinandersetzungen biete.
Sie kombinierte für die Galerie Martin Janda die kroatische Künstlerin Sanja Ivekovic und die kosovarische Künstlerin Flaka Haliti mit dem österreichischen Künstler Hannes Zebedin. "Gemeinsam ist ihnen, dass sie politisch denken und arbeiten", erklärte Eiblmayr, "das künstlerische Konzept wird nie unabhängig von den gesellschaftlichen und politischen Umständen gedacht." Als Raum für politischen, aber auch künstlerischen Austausch wertschätzt auch Szymczyk das Galerienprojekt. "Und es ist immer gut, wenn Geld aus der Politik direkt zu Künstlern fließt, die oft nicht mal wissen, wie sie ihr nächstes Werk verwirklichen sollen." (APA)
Paneldiskussionen auf der Viennafair am Samstag, 14. Mai, ab 13 Uhr
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