DiePresse.com | Kultur | News | Artikel DruckenArtikel drucken


Heiße Ware, heikle Herkunft

09.04.2008 | 18:26 |  (Die Presse)

Bei Schiele ist neben der Echtheit auch die Provenienz wichtig. Auktionshäuser beschäftigen Forscher.

Fälschungen sind nicht neu: Spektakuläre Fälle der jüngeren Zeit, das Rembrandt-Research-Projekt, das zahlreiche Zuschreibungen, auch im KHM, aufhob und die ähnlich gelagerte Debatte um Michelangelo, die auch die Albertina betraf. Erben, Nachlassverwalter bestehen oft auf der Zerstörung von Fälschungen. Bei Schiele gibt es das nicht, berichtet man bei Christie's, wo man ebenso wie im Dorotheum in letzter Zeit nicht gehäuft Schiele-Fälschungen festgestellt hat, „aber es kommt schon immer wieder vor“. Dass Leopold und Kallir die Experten sind, wird bestätigt, für Christie's ist Kallir die letzte Instanz, aber nur aufgrund des jüngeren Werkverzeichnisses. Es gibt noch andere namhafte Kenner, etwa Richard Nagy Ltd. London. Provenienzen seien bei Schiele ein heikles Kapitel, vollständige Bildgeschichten aufgrund der NS-Opfer-Debatte spätestens seit den Neunzigern ein Muss. Christie's lässt unklare Werke nicht versteigern. Andernorts einigt man sich manchmal mit Personen, die Anspruch erheben – und teilt den Erlös. Bei Christie's wird jedenfalls betont, dass man sich nicht auf den in Österreich geltenden Erwerb in gutem Glauben verlasse. Schließlich müsse man nicht nur für Echtheit, sondern auch für saubere Provenienz garantieren. Namhafte Institutionen bekommen Gutachten für die Echtheit angeblich umsonst, wobei der Stundensatz von Experten bei 150 Euro pro Stunden liegt. Ein echter Experte erkennt einen echten Schiele sofort, heißt es. Schiele zu fälschen sei anders, als man annehmen würde, nicht einfach, so das Dorotheum, auch nicht bei Zeichnungen, weil „man exakt richtig aufdrücken muss.“ bp

("Die Presse", Print-Ausgabe, 10.04.2008)


© DiePresse.com