Rückbesinnung auf menschliche Werte

01. September 2010, 17:35
  • Artikelbild: Richard Kriesches raumfüllende Installation Blood and Tears - Foto: Ars Electronica

    Richard Kriesches raumfüllende Installation Blood and Tears


Prolog mit Kriesche-Installation - Im Mittelpunkt stehen die Kurswerte von Human Rights und Climate Change samt diversen Verknüpfungen mit Capital und Art

Linz - Im Dezember 2008 lieferte Richard Kriesche mit seiner Ausstellung Capital + Code im Grazer Kunsthaus einen treffenden Kommentar zur damals gerade brisanten Finanzkrise: Aus acht Projektoren, die auf Schienen über den Köpfen kreuz und quer durch den Raum glitten, wurden "Fieberkurven eines schwankenden Marktes" auf die bauchigen Innenwände geworfen. Die Charts zeigten an, wie oft im Internet die Begriffe Art, Capital, Society und ihre Kombinationen sowie der Dow Jones abgerufen wurden.

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Nun, als Featured Artist der Ars Electronica, geht Kriesche einen Schritt weiter: Im Mittelpunkt der erneut raumfüllenden Installation Blood and Tears, die am Mittwoch eröffnet wurde, stehen die Kurswerte von Human Rights und Climate Change samt diversen Verknüpfungen mit Capital und Art.

Kriesche, der vor kurzem die STANDARD-Ausgabe Digitale Welten gestaltete, präsentiert diese Zick-Zack-Kurven allerdings nicht in einem der Kunst gewidmetem Raum - sondern im Veranstaltungssaal des börsennotierten Unternehmens Voestalpine. Ein passenderer Ort hätte kaum gefunden werden können, um Schlüsselbegriffe der Menschheit mit den Werkzeugen der Börse zurück in die Wirtschaft zu führen - auch wenn in die Stahlwelt ein White Cube eingepasst werden musste.

Im ersten Raum erinnert Kriesche an die Grazer Schau: Monitore zeigen die gelben Linien auf blauem Hintergrund, die im Winter 2008/09 entstanden waren. Über der Szenerie schwebt die Kunst-Kurve aus dem virtuellen Raum als materialisierte Form: Voestalpine schnitt sie als Skulptur aus Stahl. Für die eigentliche Installation bediente sich Kriesche erneut der Lagerautomationstechnik von Knapp: Die Projektoren gleiten auf Förderbändern in drei Ebenen hin und her; sie werfen orange, verzerrte, sich permanent ändernde Lichtbilder an die Wände. Als Ergänzung tönen aus acht Lautsprechern nachrichtenartige Kommentare mit Schlagwörtern wie Global Condition und Consequences.

In Graz konnte man Aussichtstürme besteigen, um sich zurechtzufinden; in Linz hingegen ist man dem Wirrwarr ausgeliefert. (Thomas Trenkler, DER STANDARD - Printausgabe, 2. September 2010)

Bis 11. September. "Featuered Artist Talk" mit Kriesche am 4. September um 19 Uhr und Podiumsdiskussion "DER STANDARD präsentiert" zum Ars-Electronica-Motto "Repair - Sind wir noch zu retten?" mit Serafine Lindemann, Frithof Bergmann, Kriesche und Gerfried Stocker unter der Leitung von Gerfried Sperl am 6. September um 19.30 Uhr in der Linzer Tabakfabrik, Bau 2, Gruberstr. 1.

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