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Heftiger Streit um Personalentscheid am Joanneum

29.03.2011 | 23:07 |  (DiePresse.com)

Die Leiterin der Neuen Galerie verliert ihren Job, Kuratoren und Künstler protestieren.

„Es war uns wichtig, die Sparmaßnahmen ohne Kündigungen durchzusetzen“, erklärte Wolfgang Muchitz, Direktor des Universalmuseum Joanneum in Graz am Mittwoch in einer Pressekonferenz, in der er gemeinsam mit Intendant Peter Pakesch die Höhe der erforderlichen Einsparungen bekannt gab: 2011 kommen statt der geplanten 17,5 Millionen Euro nur noch 16,4 vom Land Steiermark, 2012 14,3. Man spare überall, beim Ausstellungsbetrieb und bei den Öffnungszeiten, vor allem in der Struktur. Aber nicht am Personal.

Das sehen nicht alle so: Im Zug der Sparmaßnahmen wird Christa Steinle, die seit 20 Jahren die Neue Galerie leitete, ihren Job ab Mai verlieren. Die Neue Galerie geht ein in den Bereich „Moderne Medien und aktuelle Kunst“, der von Peter Peer geleitet wird. Dagegen hatten Kuratoren und Künstler um Peter Weibl am Montag per e-mail an die Geschäftsführung protestiert – „ein Wechsel der Leitung destabilisiert unsere Ausstellungsvorbereitungen vollkommen“ – und um ein Überdenken der Entscheidung gebeten. „Wenn wir sie überdenken würden, hätten wir keine Einsparungen“, erklärte dazu Pakesch gegenüber der „Presse“: „Es geht nicht um persönliche Entscheidungen, sondern um eine größere Strukturreform.“ Aber Frau Steinle steht mit leeren Händen da? „ Das ist nicht falsch, aber wir haben ihr Angebote gemacht.“s

Autokrat aus Kasachstan?

Unterdessen hat Peter Weibl im „Standard“ den Ton verschärft und Pakesch „administrative Gewalt“ vorgeworfen: „Er ist ein Autokrat, frisch aus Kasachstan importiert (. . .) und hat es so geschafft, dass das Joanneum mehr oder weniger tot ist.“ „Ich bedaure, dass er eine Polemik auf so persönlichem Niveau führt“, repliziert Pakesch, „und möchte darauf nicht eingehen.“


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