Zum 80. Geburtstag des Bildhauers Karl Prantl
Sanfte Zwiegespräche mit Steinen und Menschen
Wenn der burgenländische Bildhauer Karl
Prantl am Stein arbeitet, dann vermeidet er "auf der Suche nach der
Abstraktion" zwar konkrete, figurale Formen - an die politische Dimension
seiner Arbeit hat er aber immer geglaubt. Einerseits durch seine
"Meditationssteine", die er als "Vehikel, als Mittel zur Findung des
Geistigen" begreift, andererseits durch konkrete Aktivitäten wie das
internationale Bildhauersymposium in St. Margarethen. Heute feiert Prantl
seinen 80. Geburtstag. Während der andere große politische Bildhauer
Österreichs der vergangenen Jahrzehnte, Alfred Hrdlicka, seinen Skulpturen
die rohe Gewalt der verarbeiteten Ereignisse wie der manuellen Bearbeitung
des Materials buchstäblich eingehämmert hat, bestechen die Steine Prantls
durch sanfte, organisch wirkende Formen. In seinen "Zwiesprachen mit dem
Stein" gestaltet er fein polierte Einbuchtungen und Auswüchse oder macht
Durchblicke möglich. Die Arbeit ist für ihn kein Ringen, sondern eine
sinnlich-spirituelle Auseinandersetzung mit dem Naturmaterial Stein, das
"ein Wesen ist wie Sie und ich und wir alle". Karl Prantl wird am 5.
November 1923 in burgenländischen Pöttsching geboren, wo sich - neben Wien
- auch heute noch Atelier und Wohnort befinden. Im Zweiten Weltkrieg ist
er als Soldat u. a. auf Kreta eingesetzt. 1946-52 studiert er an der
Akademie der Bildenden Künste in Wien bei Albert Paris Gütersloh Malerei,
wendet sich jedoch bald der Bildhauerei zu. Im Winter 1950/51 entstehen
die ersten Skulpturen. Prantl richtet sich eine Werkstatt im elterlichen
Haus ein. 1958 arbeitet Prantl erstmals länger im Steinbruch St.
Margarethen, der seine weitere Tätigkeit stark bestimmen wird. Im Auftrag
der burgenländischen Landesregierung meißelt er einen "Grenzstein". Dieser
wird später jahrzehntelang in Nikolsdorf an der österreichisch-ungarischen
Grenze stehen. 1959 organisiert Prantl das erste internationale
Freiluft-Bildhauersymposium im Steinbruch St. Margarethen. Dabei steht
neben dem Erfahrungsaustausch mit Kollegen aus aller Welt - die später
nach Prantls Vorbild häufig auch in ihren Heimatländern ähnliche Treffen
organisieren - immer auch eine politische Intention im Vordergrund. Den
"Eisernen Vorhang" bekämpft er von Anfang an, ebenso wie die Berliner
Mauer: Von September 1961 bis August 1962 versucht er, auf dem Platz der
Republik gemeinsam mit Kollegen der neu errichteten Mauer mit Skulpturen
eine humane Botschaft entgegenzusetzen: "Wir haben probiert, die Mauer zu
Fall zu bringen." 1965 bezieht Prantl, dessen beide Kinder sich
ebenfalls künstlerisch betätigen (Tochter Katharina ist Malerin, Sohn
Sebastian Tänzer und Choreograph), im Wiener Prater ein Atelier in einem
ehemaligen Gebäude der Weltausstellung, das ihm noch immer als Wiener
Stützpunkt dient. Internationale Würdigungen erfährt Prantl, zu dessen
bekanntesten Werken der "Nürnberger Kreuzweg" aus Steinplatten der
Aufmarschstraße des NS-Reichsparteitagsgeländes zählt, in zahlreichen
internationalen Ausstellungen. 1986 war er Österreichs Vertreter bei der
Biennale in Venedig. Programmhinweis: Anlässlich des 80. Geburtstags
von Karl Prantl haben Robert Neumüller und Wolfgang Stickler unter dem
Titel "Die Steinspur - Der Bildhauer Karl Prantl" ein Fernsehporträt
gestaltet, das am 9. November (23.15 Uhr) auf ORF 2 zur Ausstrahlung
gelangt.
Erschienen am: 05.11.2003 |
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