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Auf Suche nach der Figur des Vaters

Mit Michaela Melián und Mats Hjelm stellt die Taxisgalerie zwei sehr unterschiedliche künstlerische Positionen gegenüber.

INNSBRUCK. Was beide verbindet, ist ihre Vorliebe für die sorgsame Recherche und das Erzählen privater Geschichten vor dem Hintergrund anonymer Bilder.

Die Münchnerin Michaela Melián hat ihre Installation für die Hofhalle der Galerie im Taxispalais maßgeschneidert. Ausgangspunkt ist das Innsbrucker Riesenrundgemälde, das sie sowohl als Gebäude wie als Ort Tirolischer Identität interessiert. Melián war in Innsbruck mit der Kamera unterwegs, bevor sie das Reale mit der Nähmaschine auf Papiere "zeichnet", die dann wieder abfotografiert wurden.

Die auf diese Art effektvoll abstrahierten Impressionen, die an Stills aus Trickfilmen erinnern, lässt die Künstlerin auf einer 360º-Panorama-Leinwand kreisen. Durch dieses Kreisen des Lichtstrahls wird der Betrachter unwillkürlich zum Teil der Installation, für kurze Zeit geblendet, bevor er wieder im Dunkel verschwindet. Dazu spielt eine Musik, die ein Verschnitt aus Volks- und Popmusik ist.

Der Sound spielt auch in der Trilogie des Schweden Mats Hjelm eine zentrale Rolle. Der 44-Jährige setzt sich in seinen Videos mit Geschichte und Erinnerung, kollektiven und persönlichen Erfahrungen vor dem Hintergrund unterschiedlicher Vorstellungen von Männlichkeit, Macht und Gewalt auseinander.

Letztlich sind Hjelms Videos aber Kunst gewordene Suchen nach der Figur seines 1997 verstorbenen Vaters, einem Dokumentarfilmer, der an allen großen Schauplätzen der Weltpolitik präsent war: in Vietnam genauso wie auf Kuba oder bei den Rassenunruhen in den USA.

Den in Schwarzweiß gedrehten Filmen des Vaters setzt Mats Hjelm seine farbigen gegenüber, wozu er an die alten Schauplätze gereist ist, teilweise mit den Akteuren von damals gesprochen hat. So kehrte Hjelm etwa für "White Flight" nach Detroit zurück, wo sein Vater 1968 die Ereignisse rund um die Black-Power-Bewegung gefilmt hat. Der Sohn ging der Frage nach, wie das Vergangene in der Gegenwart nachwirkt, indem er die Bilder von gestern und heute zu einer nicht-linearen Erzählung verbindet. Poetische, friedliche Bilder werden mit solchen von Krieg und Zerstörung in einem Loop ohne Anfang und Ende überblendet.

Galerie im Taxispalais, Maria-Theresien-Straße 45, Innsbruck; bis 23. März, Dienstag bis Sonntag 11 bis 18 Uhr, Donnerstag 11 bis 20 Uhr
2003-01-31 15:49:09