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derStandard.at | Kultur | Bildende Kunst 
04. Mai 2007
14:10 MESZ
Foto: AP Photos/CTK, Rene Volfik
Kein Entwurf nach dem Geschmack von Vaclav Klaus

Ein Präsident legt sich quer
... und zwar "mit eigenem Körper", wenn er's für nötig hält: Vaclav Klaus gefällt der geplante Bau einer tschechischen National-Bibliothek nicht

Prag - Der tschechische Präsident Vaclav Klaus will sich von den Gegnern des südböhmischen Atomkraftwerkes Temelin inspirieren lassen, was die Art und Weise des Protestes angeht. Der Staatschef findet an dem kürzlich vorgestellten, umstrittenen Projekt der neuen National-Bibliothek unweit der Prager Burg keinen Gefallen. "Ähnlich wie die Anti-Atom-Aktivisten bei Temelin bin ich willig, meinen eigenen Körper zu fesseln, um zu verhindern, dass es die Nationalbibliothek auf dem Letna (Hügel) in dieser Form gibt", betonte Klaus nach Zeitungsberichten.

An dem Projekt des in Großbritannien lebenden Architekten tschechischer Abstammung, Jan Kaplicky, scheiden sich die Geister. Das Gebäude ist grün, seine Form ähnelt dem Kopf eines Tintenfisches. Obwohl es sich um das Sieger-Projekt eines Auswahlverfahrens handelt, stellte es auch die Tschechische Architektenkammer in Frage. Die neue Nationalbibliothek auf dem Prager Plateau "Letna" soll 2010 fertig gestellt und 2011 eröffnet werden. Sie soll bis zu zehn Millionen Büchern Platz bieten.

Die Reaktionen fallen zurückhaltender aus

Der verantwortliche Architekt konnte seine Verwunderung kaum verhehlen: "Es ist eine Überraschung für mich - was soll ich dazu sagen?" Gegenüber der Tageszeitung "Lidove noviny" beantwortete Kaplicky die Ankündigung des tschechischen Präsidenten mit "Höchstens no comment".

Auch der Direktor der jetzigen Nationalbibliothek, Vlastimil Jezek, hielt sich zurück. "Ich werde die architektonischen Auffassungen des Herrn Präsidenten nicht kommentieren, weil er kein Architekt ist. Ich vertraue mehr den Fachleuten, die die Projekte in einer internationalen Kommission ausgewählt haben", so Jezek. (APA)


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