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21.03.2005 - Kultur&Medien / Ausstellung
Charim Galerie: Erfinder - Kunstbuero: Spieler - Projektraum Bucher: Poser

kunstraum

"Der Mensch ist eine nahezu klassische Fehlkonstruktion", verkündet die metallische Stimme, die in der Ausstellung von David Moises aus einer Spielkonsole dringt. Der witzige Text über die noch ausstehende Mondlandung erschien 1967 in der "Hobby-Reihe", deren Hefte den kleinen Mann mit Technik-Utopien versorgten. Für Moises dienen sie als stete Quelle der Inspiration. Ironisch und subversiv macht er sich über den Fortschrittsglauben des Bastlermagazins her. Unter dem Titel "Moonraker" präsentiert er skurrile Prototypen: der "Fliegende Teppich" (5000 €), der die Fahrt auf einem Luftkissen ermöglicht; der "Geheilte Hometrainer" (6000 €), ein Fitnessgerät mit Rollstuhlmotor und das "Hoverdrom", ein aufgemotzter Autodrom-Wagen, der bei einer Performance am 21. April losdüsen wird. Auch mit dem Logo und den Werbesujets, die seine Erfindungen begleiten, bleibt Moises der grafischen Ästhetik der Hobby-Hefte treu. (Bis 5. Mai, Dorotheerg. 12, Wien 1)

Kunstbuero: Spieler

Ein junger Mann erzählt, wie er sich nach seiner Entlassung aus dem Spital Waffen besorgt hat und in einen Bandenkrieg geraten ist. Dabei wirkt der Typ ganz sanftmütig und harmlos. Bei dem Video "Boys in the Hood" von Axel Stockburger kann es schon ein paar Minuten dauern, bis man kapiert, dass hier von Videospielen und Gameboy-Erlebnissen erzählt wird. Stockburger lebt seit geraumer Zeit in England und hat nun die Gruppenschau "Save the Day" mit Kunst anderer Wahl-Londoner kuratiert. Die schönste Arbeit stammt vom Spanier Manuel Saiz, der im Zoo Löwen, Pinguine und andere Tiere gefilmt hat. Während deren Körpersprache auf einem Flat-screen zu sehen ist, ahmen Schauspieler auf dem Nachbar-Bildschirm das Tierverhalten minuziös nach. Diese mimetischen Doppelporträts fallen als Studien zur Gestik derart gelungen aus, dass man sich gar nicht satt sehen kann. (Bis 26. März, Schadekgasse 6-8, Wien 6)

Projektraum Bucher: Poser

Rollenspiel und Pose gehören zu den wichtigsten Ingredienzien der Kunst von Gregor Schmoll. Für seine Ausstellung "My Life as Monsieur Surrealist" schlüpft der 1970 geborene Künstler in einen Smoking und tritt in Schwarzweißfotos mal als Dandy, mal als Zauberer auf. Mit schmalem Oberlippenbärtchen erinnert er an den jungen Salvador Dalí, dem es im Laufe seines Lebens gelang, sich in eine mythische Gestalt zu verwandeln. Schmoll greift auf Sagenfiguren der Antike und der Popkultur zurück. In "Pygmalion" (2800 €) etwa spielt er mit Gipsköpfen auf die Belebung toter Kunst an. Einen Meister der Verkleidung verkörpert er in "Wie Fantomas", mit Zylinder und Maske vor einer suggestiven Spirale posierend. Zwei kleinere Fotos (2500 €) hängen von Vorhängen verborgen mitten im Raum und in einer Ecke wuchert ein Spinnennetz. Schmoll unterläuft die stilisierte Eleganz der Posen mit gebastelten Requisiten und verleiht seiner Maskerade dadurch den Charme verwirklichter Bubenträume (Bis 29. April, Praterstr. 13/1/2, Wien 2) Nicole Scheyerer

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