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vom 05.03.2007 - Seite 010
Teuer - teurer - am teuersten: und noch mehr...

Auf dem internationalen Kunstmarkt überbieten sich derzeit die Auktionsergebnisse! Woche für Woche warten Auktionshäuser mit neuen Rekordmeldungen auf, sowohl was das Gesamtergebnis einer Auktion einbringt, als auch - oder vor allem auch - was Preise von Einzelstücken betrifft. Der Kunstpreisindex ist zurzeit wieder steil im Steigen begriffen, nachdem er mehrere Jahre hindurch, insbesondere im Vergleich zu den 1980er-Jahren, auf sehr tiefem Niveau "dahingedümpelt" war. Man konstatiert eine neue Lust am Sammeln, neue Mitbieter am (internationalen) Kunstmarkt und den konsequenten Ehrgeiz, Rekordergebnisse so rasch wie möglich zu überbieten. Die ex-österreichische "Adele" von Gustav Klimt konnte ja auch nur wenige Wochen für sich in Anspruch nehmen, das teuerste verkaufte Gemälde der Welt zu sein.

So schön das für die internationalen Auktionshäuser sein mag, so sehr sich einzelne Großkundenhändler darüber freuen mögen und welch angenehme Nebenwirkungen diese Entwicklung für den einen oder anderen Künstler mit sich bringen mag: für die breite Öffentlichkeit und die Bandbreite der sammelnden Institutionen dieser Öffentlichkeit, also vor allem der Museen, ist diese Entwicklung höchst bedenklich. Denn einerseits steigt zwar gleichsam der Wert der eigenen Sammlungen, andererseits gibt es aber in den aktuellen Zeiten schrumpfender Budgets keine Möglichkeiten, hier eine aktiv mitgestaltende Rolle einzunehmen. Diese Schere zwischen hohem Eigenwert und geringen Möglichkeiten verschafft vielmehr jenen Stimmen Gehör, die eine bereits markant eingeschlagene Richtung der Museumsinstitutionen hin zu selbstständigen - primär kapitalistisch orientierten - Wirtschaftskörpern forcieren möchten; die also fordern, dass Museen ihre Bestände auch verkaufen sollten.

Eine solche Einstellung rührt jedoch an einem jahrhundertelangen Grundverständnis der Museen der öffentlichen Hand als Identitätsträger einer Gemeinschaft. Öffentliche Museen sind nicht das Eigentum eines Politikers oder eines Museumsdirektors, sondern sie sind das Eigentum einer Gemeinschaft von Bürgerinnen und Bürgern - als greifbares Zeichen ihrer kulturellen Identität.

In diesem Sinne gegründet, haben sie über Jahrzehnte, manchmal Jahrhunderte Gegenstände gesammelt und bewahrt, geforscht und vermittelt. Der Fall Adele hat letztlich wohl auch das Seine dazu beigetragen, eine öffentliche Diskussion in diese Richtung zu sensibilisieren. Die damit zusammenhängenden Diskussionen werden noch lange nicht abgeschlossen sein: ähnlich wie bei der eigenen Gesundheit - man beschäftigt sich erst intensiv damit, wenn sie fehlt ...

"Man konstatiert eine neue Lust am Sammeln, neue Mitbieter am Kunstmarkt und den Ehrgeiz, Rekordergebnisse rasch zu überbieten."


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