Olda Kokoschka ist gestorben

Von Brigitte Borchhardt-Birbaumer

Sie war keine typische Künstlerwitwe, aber auch nicht der Typ lieblicher Muse, sondern eine äußerst kluge, mit vielen Wissenschaftlern, Museumsdirektoren und Künstlern befreundete und nicht nur an Körpergröße viele überragende Persönlichkeit: Olda Kokoschka. Geboren 1915 in Prag als Olda Palkovskà hat die promovierte Juristin im Gegensatz zu ihrem damaligen Geliebten die Gefährlichkeit der Nationalsozialisten für den längst als "entartet" geltenden Künstler durchschaut und rettete ihm durch Veranlassung der Flucht mit der letztmöglichen Maschine in Richtung London das Leben. Im Mai 1941 heiratete sie Oskar Kokoschka in London. Sie half ihm nicht nur über seine frühen instabilen und nervenzerreißenden Beziehungen wie zu Alma Mahler hinweg, sondern begleitete ihn durch viele Jahrzehnte bis zu seinem Tod 1980. Ihr Haus in Villeneuve am Genfer See lockte Politiker, Gelehrte und Sammler auch weiter an.
Olda Kokoschka hat großzügige Schenkungen der Werke ihres Mannes (z. B. an die Albertina) veranlasst und dafür 1990 das Österreichische Ehrenkreuz für Wissenschaft und Forschung erhalten. Bis sie vor sechs Jahren schwer erkrankte, war sie oft und gerne in Wien und eine besonders lebendige, sympathische und unvergessen bleibende Gesprächspartnerin.

Erschienen am: 25.06.2004

Mit unseren Suchseiten können Sie in der Zeitung und im Internet recherchieren. Nutzen Sie die Link-Sammlungen, um EDV-Unternehmen und Software zu finden.