Nicht klassifizierbar

"Man kann ihn als Minimalisten darstellen, ihn in Zusammenhang mit analytischem Kubismus oder mit italienischer Renaissance-Malerei stellen", so Markus Mittringer zum Phänomen Artschwager.


In den 50er Jahren gründete Richard Artschwager gemeinsam mit seinem Schwager eine Möbeltischlerei, um eine Existenzgrundlage zu haben.

"Wir haben drei Maschinen gekauft, haben dann eine kleine Annonce in der New York Times aufgegeben und auf Kunden gewartet. Wir haben gemeinsam begonnen, einige schlechte Möbel und schließlich gute Möbel gemacht", erinnert sich Artschwager.

Table and Chair, 1962-63 (Zum Vergrößern anklicken) / ©Bild: MAK
Table and Chair, 1962-63 (Zum Vergrößern anklicken) / ©Bild: MAK

Faszination des Handwerks

Artschwager arbeitete viele Jahre in dieser Tischlerei und baute im Laufe der Zeit Möbel, die immer mehr zu Kunstwerken mutierten. Die Funktion dieser Objekte verlor an Bedeutung - zugunsten einer immer seltsamer werdenden Form.

Die Faszination für das Handwerkliche hat Richard Artschwager über 40 Jahre festgehalten, wie Markus Mittringer, "Standard"-Kunstkritiker meint: "Also die Materialien sind ja ziemlich gleich geblieben. Es geht immer um dieses Furniermaterial bzw. um diese Baudämmplatten, die als Bildträger dienen. Ich denke, dass sich auch seine Aussage nicht verändert hat. Wenn man als Beispiel diese 'blps' nimmt, sind wir immer noch beim selben Begriff des Verweisen auf die Umgebung, auf das Umfeld."

Brush Blp, 1988 (Zum Vergrößern anklicken) / ©Bild: MAK
Brush Blp, 1988 (Zum Vergrößern anklicken) / ©Bild: MAK

"Simpler Tischler"

"Er war ein ganz simpler Möbeltischler, der Kästen für die deutsche Hausfrau hergestellt hat. Und so haben auch seine ersten Arbeiten ausgesehen. So hat er z.B. eine so genannte Psyche mit einem Spiegel oben darauf gemacht. Heute ist dieses Stück rasend begehrt. Der Kaspar König hat eines dieser frühen Stücke", erklärt Kunstkritikerin Brigitte Huck über Artschwagers Anfänge.

Table with Pink Tablecloth, 1964 (Zum Vergrößern anklicken) / ©Bild: MAK
Table with Pink Tablecloth, 1964 (Zum Vergrößern anklicken) / ©Bild: MAK

Immer neue Werkgruppen

Die Möbelobjekte wurden nur immer wieder durch neue Werkgruppen bereichert, wie die 'Blps', ovale Markierungen, die überall im Raum angebracht werden können. 'Blps' bestehen aus Holz, Rosshaar oder Plastik und finden sich an überraschenden Raumpunkten wie Zimmerdecken oder in Stiegenhäusern.

Klassifizierung entzogen

Untitled, 1966 (Zum Vergrößern anklicken)
Untitled, 1966 (Zum Vergrößern anklicken)
Mit diesen und ähnlichen Arbeiten hat sich Richard Artschwager jeder Klassifizierung entzogen. Mit ein Grund dafür, dass er am Kunstmarkt nicht die ihm gebührende Postition erlangen konnte.

"Es geht darum, dass sie Artschwager immer wieder als Figur zitiert oder gebraucht finden. Und diesem Gebrauch als Rechtfertigungsmaterial entzieht er sich wieder. Genau so, als würde man versuchen, ihn kunsthistorisch einzuordnen", so Markus Mittringer.

Radio &sterreich 1