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MAK-Chef Noever: Verdienstzeichen und Jobangebot

01.12.2010 | 14:14 |  (DiePresse.com)

Peter Noever wurde das Goldene Verdienstzeichen des Landes Wien überreicht. Sein Laudator und einstiger Guggenheim-Chef Thomas Krens wollte den scheidenen MAK-Direktor gleich nach China locken.

Ein Jahr vor dem Auslaufen seines Vertrags als MAK-Direktor hat Peter Noever am Mittwoch das Goldene Verdienstzeichen des Landes Wien erhalten. Er habe ein biederes Kunstgewerbemuseum zu einer der wichtigsten Museumsinstitutionen Wiens gemacht, begründete Kulturstadtrat Andreas Mailath-Pokorny die Wahl. "Er hat dieser Institution Leben eingehaucht", streute auch Laudator Thomas Krens - einstiger Guggenheim-Chef - seinem Freund Rosen - und hatte zugleich ein neues Jobangebot für Noever parat.

"Komm mit mir nach China"

Der kaiserliche Ahnentempel in Peking, der Taimiao Tempelkomplex, werde derzeit von ihm, Krens, neu designt. Zusätzlich zu den bestehenden elf Gebäuden aus dem 15. Jahrhundert werden dabei drei neue Bauten errichtet. 2012 soll der Komplex eröffnen, wobei Noever hier Ausstellungen machen solle, so Krens Vorschlag: "Komm mit mir nach China. Du hast genug für Österreich getan." Die Direktorenschaft unter Noever seit 1986 sei die wichtigste MAK-Phase aller Zeiten gewesen. Nach einem Vierteljahrhundert gelte aber auch: "Es ist Zeit für Dich, Peter, weiterzuziehen."

Er bewundere jedenfalls den MAK-Chef: "Ich mag seine Fähigkeit, zu überraschen." Man habe sich lange Zeit nicht persönlich kennengelernt - er habe lediglich die permanente Kritik Noevers an seiner Arbeit in der Presse wahrgenommen. Sei den ersten Treffen Mitte der 1990er Jahre sei das Verhältnis jedoch ausgezeichnet, unterstrich Krens, der in einer Präsentation Privatfotos von zehnstündigen Kanutrips mit Wolf D. Prix und Noever zeigte.

Nicht langweiliger, "chronisch Obsessiver"

Er verstehe die Auszeichnung als Aufforderung, seine Projekte für Wien umzusetzen, zeigte sich Noever von seinem Verdienstzeichen angetan und nannte sogleich die strittigen Projekte wie die Solarleuchten am Stubenring, der Überbauung des Wienflusses oder den Contemporary Art Tower im Flakturm Arenbergpark. Zu möglichen Jobperspektiven in China wollte sich der Museumschef hingegen noch nicht äußern. Er sei jedenfalls überrascht, welche Dinge hier von seinem Freund Thomas Krens bereits öffentlich gemacht worden seien.

Kulturstadtrat Mailath-Pokorny lobte jedenfalls, eingeleitet von Jazztrompeter Franz Koglmann und im Beisein von Noevers 97-jährige Mutter, die dynamische Persönlichkeit des "chronisch Obsessiven" als "jemand, der die Kultur dieser Stadt und dieses Landes so nachhaltig prägt". Ohne den MAK-Chef wäre das Wiener Kulturleben um Einiges ärmer und langweiliger. Seine Vorschläge, seine Anklagen hätten stets Gewicht, aber zugleich auch immer Herz: "Peter Noever ist eines mit Sicherheit nicht: langweilig."


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