Wieder ein österreichisches Unternehmen, das
seit 2004 zu einer alten eine neue Kunstsammlung mit Hilfe eines
Berater-Gremiums aufgebaut hat. Was sonst im Bürogebäude am Hof in
einer vertikalen Galerie über alle Stockwerke verteilt ist, ist nun in
der MAK Ausstellungshalle konzentriert. Versteht sich, dass der Verbund
einer der Sponsoren des Hauses ist und die Inhalte mit der "Politik des
Ästhetischen" daselbst Analogien finden.
Kuratorin Gabriele Schor hat mit Sean
Rainbird (Staatsgalerie Stuttgart) und Philipp Kaiser (Kurator in Basel
und Los Angeles) zwei Schwerpunkte gesetzt, die sich von anderen
Sammlungen durch die Maxime "Tiefe statt Breite" unterscheiden sollen.
Der erste tut dies durchaus: Unter dem Titel "Performanz" werden
frühe feministische Positionen der Siebzigerjahre versammelt. Einige
Werkgruppen von Cindy Sherman von 1975/76, besonders die Film-Stills,
sind zweifellos Ikonen der Fotografie; dass Birgit Jürgenssen mit ihren
fotografischen Selbst-Inszenierungen von 1975–79 endlich gleichwertig
mit Valie Export, Eleanor Antin, Hannah Wilke oder Francesca Woodman
gegenüber gestellt ist, ist ein kunsthistorisches Desiderat.
Daran schließen gut einige frühe Werke von Urs Lüthi oder Gilbert
& George oder ein ironisches Video von Kate Gilmore an – diese
mutig angelegte Körperthematik könnte unschwer eine Fortsetzung bei den
"Damen", Rita Furrer oder bei jüngeren Künstlerinnen wie Carola Dertnig
oder Uli Lienbacher in Österreich und international bei den ironischen
Gender-Fragen eines Jürgen Klauke in den Siebzigern finden.
Frage nach Identität
Stattdessen wird ein zweiter Schwerpunkt gesetzt, um auf "Nummer
Sicher" und doch in eine größere Breite zu gehen: "Räume/Orte". Im MAK
nehmen sie die Mitte und den rechten Teil der Ausstellungshalle ein.
Natürlich gibt es Verbindungslinien zwischen beiden, in den neuen
Medien, in Repräsentationsfragen und Institutionskritik etwa.
Der Leitspruch von Lawrence Weiner von 1993, "Held together with
water", ist der geistige Faden zum Unternehmen. Wie allerdings Gordon
Matta Clark und Fred Sandbacks Raumfäden zur Identität und den Dialogen
oder zum "Abseits des Mainstreams" passen, ist die Frage, denn sie sind
in jedem modernen Museum ein Muss. Desgleichen Jeff Walls berühmte
Leuchtkästen, die zur jungen Fotografin Loan Nguyen korrespondieren.
Sie und Markus Schinwald lassen sich auch zur ersten Gruppe in
Beziehung setzen.
Bei Bernd und Hilla Becher oder Ernesto Neto wird es allerdings
schwer mit den Berührungslinien. Der Mut kapituliert da doch allzu oft
vor großen Namen, vielleicht nicht vor denen des gängigen Kunstmarktes,
wohl aber vor den stillen Vorgaben erhabener Vertreter der
zeitgenössischen Kunstszene. Deren sich doch meist ähnelnde
Kunstauffassung schwebt bei diesem Teil der Schau über den Wassern.
Held together with water
Kunst aus der Sammlung Verbund
Kuratoren: Gabriele Schor, Andreas Krištof
MAK
Zu sehen bis 16. September
Mutig bis wässerig.
Montag, 07. Mai 2007