Jesus und die Jünger der MTV-Generation: Spiel von David LaChappelle ("Last Supper", 2008).
Der Mensch wird als Schauspieler der ihm auferlegten Rollen gezeigt. Nur manche wählt er selbst.
Salzburg - "Die Welt ist eine Bühne, aber das Stück ist schlecht besetzt", lässt Oscar Wilde Lord Arthur Savile sagen. Vermutlich, weil in Konsequenz auf Arthur Rimbauds Satz "Ich ist ein anderer" zwar jeder eine Rolle spielt, allerdings niemand seine eigene. Folglich ist das Feld der Rollenspiele, denen man erliegt, ein weites. Umgepflügt hat man den Acker im Museum der Moderne am Mönchsberg trotzdem: Erzählt wird von privaten und öffentlichen Rollen, religiösen und anderen Identifikationsfiguren, Doubles sowie kreierten Identitäten im Realraum und im Cyberspace.
Seit der großen Ausstellung Les Grands Spectacles, die die Geschichte der Massenkultur abspulte, und dem Sound-of-Art-Kompendium zur Verbindung von Musik und Kunst (2008), fügt sich Rollenbilder - Rollenspiele famos zum Festivalzirkus in Salzburg. Die Eröffnung mit einem Lookalike Ihrer Majestät Königin Elisabeth unterstrich die populäre Stoßrichtung der Schau ebenso wie die Re-Inszenierung des Da-Vinci-Abendmahls als Lebendbild. Im Zehn-Minutentakt konnten Besucher sich neben den Künstlern Timm Ulrichs (Jesus) und Irene Andessner (Maria Magdalena) als Apostel versuchen.
Dass Kunst und Leben zum Thema Drama und Theater viel beizutragen haben, wird der Schau jedoch eher zum Verhängnis: Enzyklopädisch versucht man der Fülle in thematischen Kapiteln Herr zu werden, durchkreuzt diese Logik aber durch ein vorangestelltes historisches Kapitel.
Vielerlei Blickrichtungen
Präsentiert wird dort etwa die Attitüden-Kunst der berühmten Lady Hamilton, die das Verkörpern der weiblichen Gefühlspalette und antiker Frauenfiguren Ende des 18. Jahrhunderts als Kunstform etablierte. Aspekte des Voyeuristischen oder des männlichen Blicks auf das "Objekt" Frau wären im Dialog mit Cindy Sherman, die Frauentypen der 1940er- und 1950er-Jahre inszenierte, besser herausgekommen. Auch Hippolyte Bayard, ein Pionier der Fotografie, hätte im Kapitel "Künstler als Kunstwerk" gut zu den Selbststilisierungen von Gilbert & George oder Urs Lüthi gepasst: Sein Selbstporträt als Ertrunkener war die Konsequenz einer bitteren Enttäuschung. Seinem fotografischen Positiv-Verfahren blieb im Gegensatz zur zeitgleichen Daguerrotypie der Erfolg verwehrt. Das Kapitel "Religiöse Rollenbilder" ist mit David LaChapelle und Adi Nes kompakt geraten. LaChapelles monumentale Schinken kratzen an Kitsch- und Geschmacksgrenzen: Auf der Mattscheibe flimmern CNN-Livebilder vom Bombardement Bagdads, während der Auferstandene den Ungläubigen seine Wundmale zeigt. Nes besetzt die Abendmahlsgeschichte mit israelischen Soldaten. Statt um religiöse Fragen geht es dem homosexuellen Künstler eher darum, das Bild von der heiligen Kuh der Armee zu zerstören.
Zu den Highlights der Schau zählen die Rekonstruktionen berühmter Pressefotos der Gruppe G.R.A.M. Sie verdeutlichen, dass allein Geste und Pose den Wiedererkennungswert dieser Ikonen unserer Tage ausmachen. Oder die Serie Das Floß der Medusa von Martin Kippenberger und Elfie Semotan: In Zeichnung und Foto wurden die Posen der tragischen Gestalten isoliert. Präsentiert werden sie allerdings allzu beengt in einer schmalen Passage. Mehr Nähe hätte hingegen die unmittelbar mit Sherman korrespondierende Serie von Aneta Grzeszykowska vertragen; zu viele Meter liegen zwischen den kleinformatigen Fotos.
Insgesamt ein erschöpfender statt inspirierender Parcours, der eher versucht, Bilder zu sortieren. Denn trotz des Exkurses in die virtuelle Welt trägt er wenig Erhellendes über heutige Mechanismen der Rollenspiele bei. (Anne Katrin Feßler, 22. August 2011)
Bis 30. 10.
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