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derStandard.at | Newsroom | Kultur | Bildende Kunst 
01. April 2009
21:00 MESZ

Galerie Meyer Kainer, Eschenbachgasse 9, 1010 Wien. Bis 25. 4. 

 

Auferstandener Jesus-ich-habe-keinen-Nachnamen: "Give it to me, words", 2004.


The Elke-Krystufek-Diaries
Ausstellung "the female gaze at the male or unmale man" in der Galerie Meyer Kainer in Wien

Ich sehe überhaupt keine Zusammenhänge. Gibt es auch nicht. Ich dachte, das zeige ich jetzt den Leuten in krasser Form, dass keines irgendetwas mit dem anderen zu tun hat", sagt Krystufek zu ihrer Ausstellung "the female gaze at the male or unmale man" in der Galerie Meyer Kainer.

Trotzdem weiß man nicht so recht, ob eine solche Aussage tatsächlich Erleichterung verschafft. Denn der Mensch ist schrecklich veranlagt; kann sich dieses ständige In-Bezug-Setzen kaum abgewöhnen. Bei so intensiv rasengrünen und zuckerlrosa Wänden wähnt man sich mitten im Osterschmuck und muss sogleich mit dem Eiersuchen beginnen. Und man findet in der Tat nicht nur eines - ein heilig bläulich-silbern schimmerndes, das auf einer der beiden eingebauten Türen aus der Krystufek'schen Wohnung prangt und mit "Miami" beschriftet ist -, sondern viele, viele bunte davon.

Gemeinsam mit den entsprechenden Geschlechtsteilen leuchten sie auf Seide, dem Stoff auf dem wohl die schönsten Träume stattfinden. (Eine Art Bettlaken, das sie 2006 fürs MAK anfertigte.) Und voilà, hier sind wir: in Krystufeks Zimmer, Küche, Kabinett, wo es zwischen privater Realität und installiertem Kunstraum keinen Unterschied gibt, Zusammenhänge obsolet sind. Krystufeks wiederkehrende Geschichten von Macht und Schönheit, Sex und Diskriminierung schreibt sie sich längst nicht mehr auf den Körper, sondern führt Tagebuch, neben den Porträts und Klassifikationen männlicher, oft auch nur fiktionaler Weggefährten.

Kreuz und quer rast der unverbesserlich Ergründende zwischen ihren Notizen an den Bildrändern - ein ausfransendes Konglomerat aus Gedanken zu Penisneid und -längen, zu Liebe und Kunstmarkt und ihren jeweiligen Protagonisten. Und zu der neuen Rolle einer Kuratorin (Boltenstern-Raum): "Oder sollte ich als Kuratorin alle Künstler, die ich kuratiere, ficken?" (kafe / DER STANDARD, Print-Ausgabe, 2.4.2009)

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