Quer durch Galerien
Haben Bananen Reflexe?
Von Claudia Aigner
Nennen wir sie "Entbinde-mich-Barbie" (in Anlehnung an den
unvergessenen "Rasier-mich-Ken", den einzigen Ken mit Verdacht auf
Testosteron). In einem Aufklärungsfilm (Prädikat: leicht traumatisierend)
kommt Barbie nicht mit unverwüstlicher Wespentaille, sondern mit einer
Hummeltaille ins Krankenhaus, also mit einer Leibesmitte der Gattung
"Bombus terrestris". Und trägt ein Umstandskleid. Das haut mein Weltbild
völlig über den Haufen. Ja bringt denn die kleinen Barbies und Kens nicht
eigentlich Mattel, der amtierende Storch im rosaroten Barbie-Universum?
In der Fotogalerie (Währinger Straße 59) geht es noch bis 1. Oktober
um das Phänomen "Mutter". Und in Ina Loitzls herrlich boshaftem Video
"Happy Birth Barbie" setzt die Aufklärung halt nicht schon dort ein, wo
die Blümchen von der Funktionsweise der Bienchen übertölpelt werden,
sondern erst bei den Spätfolgen des "Pollenraubs" (wie Bienen, die in
Wimbledonkreisen herumsummen, neuerdings zur Bestäubung sagen). Und dann
doktert auch noch der Gynäkologe Dr. Ken mit Liebe zum geburtshelferischen
Detail an Barbie herum. Schließlich die Ernüchterung nach den erfolgreich
absolvierten Geburtswehen. (Barbie: "Ist das jetzt mein neuer
Fulltimejob?") Köstlich. Von Isolde Loock: ein beschaulicher
"Fruchtwasserfilm". Dieser Fruchtblasen-Voyeurismus per Ultraschall tut
aber nur so harmlos (fast provokant harmlos). Der Fötus namens Holly gibt
nämlich vor, der erste menschliche Klon zu sein (wenn's ein Bub geworden
wäre, hätte ihn der "Papa Gentechniker" womöglich Jolly oder Lolli taufen
müssen). Vermutlich ist es nur ein Fall von pränataler Hochstapelei bzw.
bloß falscher Alarm. Die Mama braucht also derweil noch nicht fleißig
Babypatscherln aus der Wolle vom Klonschaf Dolly zu stricken (als
standesgemäße Kleidung) oder den ersten geklonten Pullover aus selbiger
Klonwolle. Gerade wegen seiner hinterfotzigen Subtilität und
Unschuldsmiene: ein packender Horrorschocker. Melanie Manchot beginnt
mit ihrer höchst poetischen Analyse der Embryonalentwicklung ungefähr
dort, wo quasi das prämenstruelle Syndrom plötzlich ausbleibt (ein Indiz
für Schwangerschaft), und hört dort auf, wo sie einen - Kürbis auf die
Welt bringt. Der Kürbis kommt daher, dass sie für das mysteriöse
Innenleben in ihrem Uterus anschaulich-fantasievolle Bezugsgrößen gefunden
hat. Kiwi, Apfel, Mango als "Emanationen" ihrer Leibesfrucht. Eine Banane
mit Reflexen (und vielleicht auch schon mit Schluckauf): Im
Bananen-Stadium entdeckt der Fötus seine Beinarbeit. Und was ist eine
Banane anderes als Obst in Embryonalstellung? Der Tyrannosaurus im
Haus erspart die eigene Verdauung? Nein. Die Saurier, die einem im
Wohnzimmer von Norbert Trummer auflauern, sind absolut kinderlieb, sprich:
aus Plastik. Trummers comicartige Blätter (bis 18. September im artLab,
Dorotheergasse 12, und konsumierbarer als seine überfüllten Zirkusgemälde)
zeigen die Dinge, die ihn in seiner Wohnung (in seinem Stauraum) umgeben.
Bücher, Koffer und immer wieder "latent lebendiges" Spielzeug. Ein
charmant indirektes Selbstporträt dessen, der dazwischen irgendwo wohnt.
Am Anfang war die Vollkommenheit (kurz: der Kreis) und die Schönheit
der Sinuskurve. Na ja, vielleicht nicht ganz die Sinuskurve. Die
Wellenbilder von Beate Sandor (bis 27. September im Artefakt, Strauchgasse
2) sind mit äußerster Zirkeldisziplin komponiert. Trotzdem "plätschern"
sie. Weil sie der Verlockung der totalen Symmetrie widerstehen. Sonst
wär's vor lauter Makellosigkeit ja schon fad.
Erschienen am: 13.09.2002 |
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