Salzburger Nachrichten am 6. Oktober 2005 - Bereich: kultur
Neugier auf die Gegenwart

Das Wien Museum hat sich zu einem Ort spannender Ausstellungen gemausert

WIEN (SN-mo). Im Herbst 2003 wurde er auf die Reise geschickt, bis heute ist er schon weit gekommen: Wolfgang Kos, der Direktor des Wien Museums. Die Stadt Wien gab ihm den Auftrag, aus dem "Historischen Museum der Stadt Wien" ein modernes Stadtmuseum zu machen, das Geschichte und Gegenwart Wiens gleichermaßen darstellt.

Mittlerweile können Kos und seine Mitarbeiter auf eine Arbeit verweisen, die diesen Wandel vollbracht hat. Am Mittwoch zog Wolfgang Kos Bilanz für das Ausstellungsjahr 2005 und gab Ausblicke auf 2006. Dazwischen liegt ein scharfer Trennstrich: Vom 29. Jänner bis 26. April 2006 wird das Wien Museum am Karlsplatz geschlossen sein. In dieser Zeit wird der Eingang des von Oswald Haerdtl geplanten und 1959 eröffneten Gebäudes umgebaut.

Mit seinem zielstrebig umgekrempelten Programm ist es Kos gelungen, die Geschichte in neue Zusammenhänge zu bringen. Die Basis des Museums am Karlsplatz ist die historische Sammlung mit Dokumenten und Kunstwerken aus der gesamten Geschichte der Stadt. Mit den Sonderausstellungen hingegen stechen Kos und sein Team mitten hinein in die Gegenwart. Selbst Themen wie "Alt Wien - die Stadt die niemals war" und "Die Sinalco Epoche" gaben Auskunft, warum die Gegenwart so aussieht wie sie ist. Brandaktuell etwa war die Ausstellung "Gastarbajteri" zum Schicksal von Migranten in Wien.

Die Besucherzahlen, die Kos präsentierte, sprechen dafür, dass diese Art von Information ankommt: Mit 43.000 gezählten Besuchern schloss "Die Sinalco Epoche" und sogar 60.000 waren zu "Alt Wien" gekommen - das sind bei 400 m2 Fläche für Sonderausstellungen beachtliche Zahlen, die das Museum an die Grenzen seiner Kapazität brachten, wie Kos berichtete.

Damit dies in Zukunft besser wird und auch zwei Ausstellungen parallel gezeigt werden können, wird umgebaut. Nach Plänen der Wiener Architekten "BWM" wird der Eingang neu gestaltet, um den Besuchern einen großzügigeren Zugang zu allen Bereichen des Museums zu gewähren. Gleichzeitig werden Räume im Obergeschoß zu Ausstellungsräumen umgestaltet, darunter auch das ehemalige Direktorenbüro mit der Ausstattung von Haerdtl. Dadurch gibt es weitere 390 m2 Fläche für Sonderschauen.

Diese illustrieren im kommenden Jahr spannende Kapitel der Geschichte Wiens: Ungewöhnliche Wien-Ansichten des "Stadtfotografen" August Stauda um das Jahr 1900; eine Schau über Wiens große Bahnhöfe und deren Einfluss auf die Stadtentwicklung; das Schicksal der Ungarn-Flüchtlinge 1956 und wie Wien darauf reagierte; oder die Karriere der Wiener Fotografin Barbara Pflaum, deren Arbeit den Bildjournalismus in Österreich radikal veränderte.Weitere Information im Internet unter www.wienmuseum.at