Salzburger Nachrichten am 8. Juli 2006 - Bereich: Kultur
Alles, immer und überall

Bilder aus der Metropole: Ausstellung "New York Contemporary" im Hangar-7

Clemens PanaglSalzburg (SN). Zachary Clement glaubt an Geistesverwandtschaften: Immer wieder werden die Bilder des New Yorker Künstlers und ihre fragilen Gestalten mit Egon Schiele verglichen. Kennen gelernt habe er das Werk des Malers aber erst, nachdem er auf die Ähnlichkeiten aufmerksam gemacht worden sei, versichert der 32-Jährige, der seinen Weg zum Künstler ohne Umweg über Kunstschulen gefunden hat.

Für die New Yorker Kuratorin Ombretta Agrò Andruff liegt die Kraft von Clements Bildern gerade in einem Zugang, der von allem Akademischen unbeschwert ist: "Er malt instinktiv, nicht nach formalen Überlegungen, sondern immer aus dem Bauch heraus."

Für die Schau "New York Contemporary: Art Times Squared" (bis 25. 8.) hat die Kuratorin Zachary Clement in den Salzburger Hangar-7 gelotst und ist "neugierig, wie ein Publikum aus Schieles Heimat auf seine Bilder reagiert". Zwei andere Favoriten musste sie dafür in New York lassen. Schließlich ist Agrò Andruff nicht die einzige Kuratorin der Ausstellung. Sieben Künstler, präsentiert von sieben Kuratoren - so lautet das Konzept der Hangar-7-Kunstbeauftragten Lioba Reddeker. Das Ergebnis der konsequenten Vorgabe: sieben streng subjektive Blicke auf eine ohnehin unüberschaubare Kunstmetropole. Dan Cameron stellt Bradley Castellanos' Fotoübermalungen vor, Simone Subal lud Dasha Shishkin ein, und Alanna Heiss Tausendsassa John Lurie. Der Musiker, Maler und Schauspieler wendet in seinen Arbeiten ein ähnliches Prinzip an, wie er es als Chef der "Fake Jazz"-Kultband Lounge Lizards erprobt hat: Verknöcherte Kunstgesetze von unten aufzubrechen. In seinen Bildern streckt sich ein Kater zum Slogan "Happy As A Penis", und ein Pferd erklärt dem erstaunten Betrachter, dass es gerne Sex mit seiner Frau hätte. Abgründe unter der dekorativen Oberfläche tun sich auch bei Ed Rath auf. In 9/11-Horrorszenarien ebenso wie in Gartenstillleben geht es ihm immer "um die Vergänglichkeit des Lebens".

Nach China, Österreich und Spanien ist New York der vierte Spot, dem im Hangar -7 eine Schau mit figurativen Werken gewidmet ist. Nicht überall ist die Stadt dabei so präsent wie in Kehinde Wileys Bildern, der Big-Apple-Bewohner im Hip-Hop-Outfit Posen aus historischen Gemälden einnehmen lässt. Shishkin etwa spricht von einem unbewussten Einfluss der Stadt: "New York macht mich glücklich."

Etwas wie eine markante New Yorker Schule könne es aber auch gar nicht geben, ist Agrò Andruff überzeugt: "In New York passiert alles immer und überall zugleich. Da ist es schwer, von Trends oder Schulen zu sprechen. Aber das macht die Szene eben auch so interessant."