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22.01.2005 - Kultur&Medien / Ausstellung | ||
Ausstellung: Baggern im EU-Erlebnispark | ||
VON ALMUTH SPIEGLER | ||
Die Generali Foundation will die politische Kraft der Kunst in einem "Neuen Europa" beschwören - und verzettelt sich dabei in allgemeiner Globalisierungs-Kritik. | ||
S Eine so paranoide Konstruktion zum Selberbasteln kann zurzeit in der "Generali Foundation" bestaunt werden. Wie immer meint man es hier aber ziemlich ernst. In "Das Neue Europa" soll erst einmal individuelle Kopfarbeit geleistet und der Titel hinterfragt werden - wo liegen Chancen, Risken? Wer bedient sich derartiger Ausdrücke (etwa US-Verteidigungsminister Rumsfeld)? Zweitens wollen Marius Babias und Dan Perjovschi mit zehn Künstlern aufzeigen, was die Kunst heute verändern und kenntlich machen kann in einer auf 25 Staaten angewachsenen EU, nach der Trennung von Ost und West, in einer Phase sowohl der Vereinheitlichung als auch eines neuen Patriotismus. Klingt nach sperrigen Konzepten, ist aber gar nicht so schlimm, sondern eine recht anregende Ansammlung von Installationen und Videos. Am präzisesten zum Thema passt die Arbeit der
Filmemacherin Hito Steyerl: Denn wenn in einer Art EU-Minimundus in
Brüssel ein Spielzeug-Bagger fein säuberlich die Berliner Mauer wegräumt,
schrammt das nur knapp an europäischer Geschichtsfälschung vorbei. Steyerl
projiziert die skurrile Szene groß an die Betonwand. Auf der Rückseite
dann die Aufnahme eines interaktiven Spiels im selben EU-Erlebnispark, wo
die Grenzen zwischen den Mitgliedsländern einfach weggehüpft werden
können. So verdammt leicht geht das im Rückblick. Die Wand annektierte auch Dan Perjovschi. In seinen Strichzeichnungen nimmt er karikaturhaft sich selbst - als postmodernen Exkommunisten - und die europäischen Zustände im Allgemeinen aufs Korn: "Say cheese", sagt der Fotograf, "Camembert", antwortet der französische Politiker. Marlene Streeruwitz zeigt bei einem Workshop mit Asylantinnen, dass der Rassismus in der Sprache steckt, und Perjovschis Frau Lia sammelte Globen nach Ceausescus Fall erst als Ausdruck der neuen Freiheit - um sie jetzt als negativ besetzte Symbole für die Globalisierung neu vorführen zu können. Stopp. Wo sind wir jetzt gelandet? Sicher, alles, was die Welt betrifft, betrifft auch Europa - aber bei dieser komprimierten Ausstellung hätte man sich erst einmal mehr Konzentration auf Europa selbst gewünscht. So bleibt vieles in redundanter Globalisierungs-Kritik stecken: Müllsäcke aus Thailand und Makedonien mögen heute verwechselbar geworden sein und der Alltag in USA und "Restwelt" sich im Detail ziemlich gleichen. Schön, gut, aber alt. Ebenso wie die Forderung, Künstler sollen sich mit aktivistischen Gruppen verbinden. Zwecks Kontaktaufnahme werden in der Generali Foundation gleich zehn davon vorgestellt. Und plötzlich hört man es - da sägt jemand! Der raspelnde
Dauerton kommt von oben (okay, aus Lautsprechern, platziert von Natascha
Sadr Haghighian). Trotzdem, jemand will hier unbedingt raus und kann
nicht. Etwas Mitleid muss hier am Ende durchaus gestattet sein. Bis 24. April. Di.-So. 11-19 h, Do. bis 20 h. |
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