Provenienz des Gemäldes eindeutig geklärt
Bild von Klimt ist zu restituieren
|
Das Gemälde 'Litzlberg am Attersee' ist um 1915 von Gustav Klimt geschaffen worden.
(© APA)
|
Von WZ Online
Eigentümer will 1,3 Millionen Euro spenden.
Salzburg.
Das Museum der Moderne Salzburg (MdM) wird das um 1915 entstandene
Gemälde "Litzlberg am Attersee" von Gustav Klimt restituieren müssen. Es
gehört einem kanadischen Pensionisten und nicht dem MdM.
Der Ursprung dieses 1915 entstandenen Gemäldes sei eindeutig geklärt,
der rechtmäßige Eigentümer sei ein 83-jähriger, pensionierter
Angestellter eines Montrealer Fotogeschäftes und heiße Georges Jorisch,
hieß es am Donnerstag.
Ursprüngliche Besitzerin Amalie Redlich
Die seit Jahren betriebene Provenienz-Forschung im MdM lässt keinen
Zweifel offen: "Litzlberg am Attersee" wurde 1938 von Amalie Redlich aus
dem Nachlass ihres Bruders Victor und ihrer Schwägerin Paula
Zuckerkandl erworben. 1941 wurde Amalie Redlich in ein polnisches
Konzentrationslager deportiert und dort ermordet. Die Gestapo hat das
Bild aus Redlichs Wiener Wohnung beschlagnahmt (de facto geraubt) und an
den Salzburger Kunsthändler Friedrich Welz verkauft, der den Klimt
gegen ein Werk aus der Salzburger Landesgalerie eintauschte. Dort wurde
"Litzlberg am Attersee" inventarisiert und gelangte später in den Besitz
der Nachfolgerin der Landesgalerie, der Sammlung Rupertinum, heute
Museum der Moderne.
Einen einklagbaren Rechtsanspruch auf Zurückgabe des Werkes gebe es
keinen, wie der für Museen zuständige LHStv. Wilfried Haslauer (V) heute
deutlich machte. Die Salzburger Landesregierung habe sich aber in einem
Akt der Selbstbindung darauf festgelegt, Bilder dann zu restituieren,
wenn der Eigentums-Beweis eindeutig vorliegt. Haslauer will sowohl der
Landesregierung als auch dem Salzburger Landtag entsprechende Anträge
vorlegen, mit einem verbindlichen Landtagsbeschluss ist am 6. Juli zu
rechnen.
Schätzwert bis zu 30 Millionen Euro
"Natürlich werden wir versuchen, mit dem Eigentümer über das Bild zu
verhandeln", so Haslauer, "aber ich gebe mich keinen Illusionen hin,
dass wir derartig hohe Summen aufbringen können." Museums-Direktor Toni
Stooss schätzt, dass Klimts "Litzlberg am Attersee" bei einer
internationalen Auktion durchaus 20 bis 30 Mio. Euro erzielen könnte.
Sollte dieser Beschluss wie erwartet im Juli dieses Jahres fallen,
dann soll das identitätsstiftende Werk österreichischer Kulturgeschichte
in einer kurzen Sonderausstellung in Salzburg gezeigt werden. Im
Anschluss daran ist der Transport nach Kanada geplant.
Ein Trostpflaster gibt es für das MdM aber auch: Der Eigentümer und
vermutliche Allein-Erbe der Rechte hat eine laut Haslauer "ebenso
unerwartete wie großzügige" Spende an das Museum angekündigt. Jorisch
will den seit Jahren aus Geldmangel immer wieder verschobenen Umbau des
Wasserturms neben dem Museum auf dem Mönchsberg mit 1,3 Mio. Euro
ko-finanzieren, das Geld soll aus dem Verkauf des Bildes lukriert
werden. Haslauer will den unter anderem für Künstlerateliers
vorgesehenen Turm "Amalie-Redlich-Turm" nennen.
Vieles wird zurückgegeben werden müssen
In österreichischen Wohnzimmern würden eine lange Reihe weiterer
geraubter Kunstwerke hängen, wie Haslauer erläuterte. "Wären diese
Bilder im Besitz eines öffentlichen Museums, müssten sie zweifelsfrei
zurückgegeben werden." Die gültige Rechtslage zwinge die rechtmäßigen
Eigentümer aber, auf eigenes Risiko mit den Besitzern zu verhandeln. Das
MdM beschäftigt sich zurzeit mit einem ebenfalls geraubten Gemälde von
Emil Nolde. Da liege der Nachweis, wer der rechtmäßige Eigentümer ist,
bisher aber nicht vor. Daher soll das Bild vorerst im Bestand des Hauses
bleiben. (APA)
Donnerstag, 21. April 2011 12:01:00
Update: Donnerstag, 21. April 2011 13:19:00