09.12.2001 22:49:00 MEZ
Turner-Preis an Martin Creed
Installationskünstler erhält wichtigsten britischen Preis für moderne Kunst

London - Der Installationskünstler Martin Creed (33) ist mit dem Turner-Preis ausgezeichnet worden. Creed erhielt den mit 20.000 Pfund (31.972 Euro/439.942 S) dotierten wichtigsten britischen Preis für moderne Kunst für seine Installation "Das Licht geht an und aus" - einen leeren Raum, in dem alle fünf Sekunden das Licht an- und ausgeht. Der Preis wurde von Popsängerin Madonna überreicht.

"Das Licht geht an und aus"

Creed war im Kreise von insgesamt vier Bewerbern für den Preis der umstrittenste: Seine Installation "Das Licht geht an und aus" stellte sich als die größte Herausforderung und Provokation der Zuschauer in der Ausstellung der Tate Britain heraus. Außer ihm waren Isaac Julien (41) mit einem Film über homosexuelle Cowboys beim Baden, Mike Nelson (34) mit der Installation eines Lagerraums und Richard Billingham (31) mit einer Videoprojektion in die Endausscheidung gekommen. "Danke sehr, vielen Dank auch, und Dank an alle", lautete die gesamte Dankesrede des Minimalisten Creed für die in jedem Jahr wieder umstrittene Auszeichnung.

Madonna: Es gibt nur Meinungen

Madonna, die ein schwarzes, mantelartiges Lederkostüm trug, war von Tate-Chef Sir Nicholas Serota zur Bekanntgabe des Preisträgers ausersehen worden. "Es gibt sowieso keinen Besten, es gibt nur Meinungen", sagte sie in ihrer kurzen Rede. Selbstverständlich sei es schön, 20.000 Pfund zu gewinnen - "aber in dieser Stadt (London) kommt man damit ja nicht weit".

"Kunst ist immer dann am besten, wenn sie mit Geld nichts zu tun hat", sagte Madonna, Multimillionärin und eine der reichsten Frauen im Show-Business. Den Satz "Okay, jeder ist ein Gewinner", verband sie mit dem obszönen englischen Wort "motherfuckers", für das sich der Fernsehsender Channel 4 noch während der Übertragung entschuldigte.

Umstritten

Die Vergabe des Turner-Preises, benannt nach dem englischen Landschaftsmaler William Turner, ist stets umstritten. Für den kontroversiellen Kunstpreis waren neben Creed, Richard Billingham, Isaac Julien und der von den Buchmachern favorisierte Mike Nelson nominiert. Unter den Gewinnern der vergangenen Jahre finden sich unter anderem der deutsche Fotokünstler Wolfgang Tillmans (2000) und Chris Ofili (1999), der mit seiner "Madonna aus Elefanten-Dung" den damaligen New Yorker Bürgermeister Rudolf Guiliani zum Boykott der Ausstellung "Sensations" veranlasste. (APA,red)




Quelle: © derStandard.at