Salzburger Nachrichten am 11. Juni 2003 - Bereich: kultur
Zarte Formen und scherzhafte Zitate

Ausstellungen in Hallein: Chiari bei Pro Arte, junge Künstler aus Graz im Kunstforum

In der Galerie Pro Arte zeigt die 1978 in Hallein geborene und in Paris lebende Künstlerin Gabriele Chiari Arbeiten zu ihren beiden künstlerischen Schwerpunkten: Comicartige, witzige Videos wie etwa "Malina und ich" zu Ingeborg Bachmanns Roman oder "Nestbeschmutzer", ein Trickfilm zu den irritierten politischen Beziehungen zwischen Frankreich und Österreich im Jahr 2000.

Zuletzt entstanden vor allem großformatige zarte Aquarelle, in kurzer Zeit, nach langer Vorlaufzeit und als konzentrierter Akt, übrigens in einem jener Pariser Häuser, die von Künstlern in Ermangelung von Ateliers besetzt wurden, gewissermaßen ambulante Orte, an denen man jederzeit mit der Räumung rechnen muss. So lässt sich dieses punktuelle, konzentrierte Arbeitsverfahren besser verstehen.

Chiaris Bilder aus viel Wasser und wenig Farbe entsprechen oft einer Analogie zu einem Naturerlebnis. Die Erinnerung an Blüten, Himmel oder Wolken kann sich beim Betrachten einstellen. Die Künstlerin integriert durch Schütten und Sprühen mit der Gießkanne das Eigenleben des Wassers. Gabriele Chiari hat an der Ecole des Beaux Arts in Paris studiert und letztes Jahr dort ihr Diplom gemacht. Es macht neugierig, wie sich ihre Arbeit mit Wasser und Farbe weiterentwickeln wird. (Bis 14. 6.)

Junge Kunst aus der Kulturhauptstadt

Junge Kunst aus der europäischen Kulturhauptstadt Graz zeigt das Kunstforum beim Rathaus in Hallein. Arbeiten von nur drei Künstlerinnen stehen jenen von elf Künstlern und zwei Künstlerkollektiven gegenüber. Kuratiert hat Birgit Kulterer. Mitveranstalter ist die Galerie Eugen Lendl in Graz. Der Grundtenor der Zusammenstellung folgt der These, das optische Verfremdung und Irritation zum Nachdenken und somit zu mehr Erkenntnis führen sollen.

Die neuen Medien sind mit Foto, Video, Livevideo, Laser und computergenerierten Bildern stark vertreten. Zeichnung und Malerei führen ein Schattendasein, ebenso die raumfüllende Installation. Der Kunstbegriff, der hier zugrunde liegt, folgt im weitesten Sinn Marcel Duchamp, der bekanntlich die Idee zur Kunst erklärt hat.

Die Schau ist konsequent in der Zusammenstellung und gibt zusätzlich zu den ausgestellten Arbeiten mit einem Archiv zu jeder der 17 Positionen weiterführende Informationen. Markus Wilfling hat nicht nur dem Grazer Uhrturm einen Schatten angebaut, sondern zeigt auch hier drei sehr poetische Schattenobjekte: Kleiderständer, Kerzenhalter und Teppich. Ebenso stimmig sind Michael Kienzers umgedrehte Reisetasche oder Kurt Stadlers Spinnenobjekte. Werner Reiterers Zeichnungen haben subtilen Witz.

Von der Künstlergruppe "G.R.A.M." kann man in Zukunft noch so manch voyeuristisch Skurriles zum Thema "Wiedergänger" erwarten. W. W. Angers "Closed Circuit" bleibt hermetisch. Manfred Erjautz baut Pistolen aus Legosteinen. Sonja Gangl gibt auf ihren Fotos nur schlitzartige Einblicke in die Welt und Michael Gumhold spielt scherzhaft mit Duchamps Erbe. (Bis 12. 7.)

ELISABETH RATH