Die Dinge, Seelen und Posen

VON FRANZ SCHWABENEDER

Augen aufmachen, Sinne öffnen! Es gibt zur Zeit in Linz wunderbare Gelegenheit, sich mit zwei Gegenpolen der Fotokunst auseinanderzusetzen: In der Neuen Galerie sehen wir die Menschen als meisterliche Ergebnisse des Journalismus des Augenblicks und des Arrangements der Posen. In der Galerie MAERZ hingegen ist in bestechender formaler Kompromisslosigkeit und Ästhetik die Ding-Welt aufgebaut: Christian Skrein mit "Die Wiener Kunstszene in den 60er-Jahren" in der Neuen Galerie, Josef Pausch mit seinem Blick auf die Makro- und Mikro-Ausschnitte der Wirklichkeit im MAERZ.

Christian Skrein, 57 Jahre alt, einst Presse-, Werbe- und Modefotograf, zählt längst international zur Elite der Fotografie. Seine Schau bietet faszinierende Zeit-Dokumente aus dem Kunstaufbruch der 60er-Jahre: die Bürger-Schreckgestalten von André Heller bis Joseph Beuys, Eleganz und Witz der Posen, das Mondäne der Mode, Provokation und Schick der Inszenierung. Und dazu Skreins pressefotografischer Weltwurf: seine Aufnahmen der Beatles, die 1965 in Obertauern bei den Dreharbeiten zu dem Film "Help!" entstanden sind. (Das Katalogbuch ist um 24,90 Euro in der Galerie erhältlich.)

Der Micheldorfer Josef Pausch, Jahrgang 1948, präsentiert 33 Arbeiten in vier Räumen des MAERZ. Gleichsam eine Bild-Partitur, eine Inszenierung des Sehens. Keine Menschen, nur Architektur, Stadtszenerie, der "kosmische" Blick aus dem Flugzeug, die abblätternde Farbe an der Wand, die Einschusslöcher im Panzerglas, die demolierte Fensterscheibe. Makro- und Mikromomente zwischen Linz und New York.

In fulminanter fototechnischer Qualität, zum Teil in großem Format, haben die Arbeit von Josef Pausch die diamanten-klare Wirkung einer gleichsam visualisierten konkreten Poesie. Eindrucksvoll auch die Preise: zwischen 2000 und 8000 Euro.

Neue Galerie: Christian Skrein, Fotografien, bis 16. Juni (über die Ausstellung der Gemälde "Linzer Klangwolke" von Richard Peter Schmid berichten wir demnächst).

Galerie MAERZ: Josef Pausch, "Photographie", bis 1. Juni.