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A l'attaque, alle miteinander

16.02.2007 | 21:04 | ALMUTH SPIEGLER (Die Presse)

Phonetische Attacken: MAK, MUMOK – und jetzt noch das „Essl-Museum“!

Edel sei der Mensch, hilfreich und gut. Wie langweilig, Herr G. Viel lustiger ist's doch, den zwei feixenden grumpy old men in der Loge der Muppet-Show über die Schulter zu linsen. Und was entdecken wir aus diesen zynischen Höhen? Wie die beiden Youngsters unter den Wiener Kunstmuseumsdirektoren mit taktisch gebotener Vorsicht vor der neuen, noch unschuldigen Ministerin fidel ihre Klingen schärfen.

Denn für Agnes Husslein-Arco (*1954, Belvedere) und Klaus Albrecht Schröder (*1955, Albertina) muss die Karrieresonne in Österreichs Museumslandschaft noch lange nicht untergehen – während Seipel, Noever, Köb und Leopold visionär, aber trotzdem, ins Abendrot der Pension traben.

Also warten wir geduldig mit Grasstengel im Cowboymaul auf den ersten Showdown der beiden verbleibenden Clan-Chefs: Seit Wochen etwa filetiert Husslein schon genüsslich den Personalkörper ihres Konkurrenten – holte Albertina-Vizedirektor Alfred Weidinger als Chefkurator an ihre Seite, es folgten Marketingleiterin und Shopbetreiberin.

Schröder kündigte indes an, in seiner Basteihalle eine Dauerausstellung von Kunst nach 1960 einrichten zu wollen – das gleiche Programm, das Husslein im „20er Haus“ plant, das sie aber frühestens 2008 eröffnen kann. Autsch. Jedenfalls schon einmal nicht mehr mit Kokoschkas Spätwerk – denn das zeigt heuer die Albertina. Wie Schröder mit Ausstellungen schon andere große Österreich-Themen wie Biedermeier und Schiele über Jahre hinweg besetzt hat. Fehlt nur noch die große Klimt-Ausstellung in der Albertina – mit der voriges Jahr aus der Österreichischen Galerie restituierten „Goldenen Adele“ als Highlight. Das wär' ein Spaß!


Doch mit Husslein ist nicht zu spaßen, auch sie feilt an der „Befreiung des Spartenmuseums“, wie Schröder es bereits so schön ausgefeilt hat: Flog mit seinem Antritt der „Albertina“ flugs die „Grafische Sammlung“ aus dem Titel (wohl nicht rein aus grafischen Gründen), sagt Husslein jetzt auch ihr „Belvedere“ vom langatmigen Avant-Corps „Österreichische Galerie“ los. Ein logisches Logo, angepasst an Umgangssprache und weltweite Verständlichkeit; weiße Schrift und rotes Umfeld sollen die patriotische Sentimentalisten unter uns sedieren.

Begonnen mit diesen Namensverkürzungen hat in Wien übrigens Peter Noever, der mit Einführung des Kürzels „MAK“ das lästig lange „angewandte“ nicht mehr ausschreiben musste. Es folgte das „Museum moderner Kunst Sammlung Ludwig Wien“, hübsch MMKSLW, das sich heute alpenpoetisch MUMOK rufen lässt. Und auch Karlheinz Essl hat den Trend erkannt – seine elegische „Sammlung Essl“ wird sich in Kürze zum phonetisch eindeutig aggressiveren „Essl-Museum“ zusammenziehen. A l'attaque, alle miteinander.


almuth.spiegler@diepresse.com

("Die Presse", Print-Ausgabe, 16.02.2007)


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