Die Drohung, den Betrieb einzustel len, Leute zu entlassen
und Leih gaben nicht zu bearbeiten - das werden Sie aus diesem Haus in den
nächsten fünf Jahren nicht hören." Eine klare Ansage gegen das Jammern von
Wolfgang Kos. Mit 1. April übernahm der Kulturhistoriker, Publizist
und Radiomacher von Günter Düriegl die Leitung der Museen der Stadt Wien -
"ein großes Schiff mit vielen Motoren", genauer gesagt mit 23 - vom
Historischen Museum bis zur Strauss-Gedenkstätte. Am Freitag sprach Kos -
mit "Supporting Act" Kulturstadtrat Mailath-Pokorny - in seiner ersten
Pressekonferenz über Neupositionierung und Pläne.
Die Finanzen standen zur Abwechslung einmal nicht im
Mittelpunkt: Das seit 2001 ausgegliederte Museen-Konglomerat ist mit einem
Jahresbudget der Stadt von 14,95 Millionen Euro ausgestattet, das - im
Gegensatz zu den Bundesmuseen - jährlich mit 1,43 Prozent valorisiert,
angepasst wird. Genügend Geld anscheinend für Ausstellungen und Ankäufe:
"Ich würde kündigen, wenn ich kein Geld zum Sammeln hätte", so Kos, der
als eine wesentliche Aufgabe in den nächsten fünf Jahren - solange läuft
sein Vertrag - der Sammlung ein neues Profil geben, sie "näher zur
Gegenwart" ziehen will.
In die erste Liga der Wiener Museen will Kos auch das
Historische Museum ziehen - und "nicht nur in der Regionalliga Ost
mitspielen". Auch den internationalen Vergleich von Wien scheut er nicht -
"sonst sind wir ein Heimatmuseum". Dazu will der ambitionierte Direktor
wieder an die Tradition von Großausstellungen wie "Traum und Wirklichkeit"
anschließen.
Es fehlt allerdings an "Bühnen", das heißt
Sonderausstellungs-Fläche. Am Karlsplatz habe man nur einen Raum mit 350
Quadratmeter und die Hermesvilla liege eben nicht im Zentrum. Der gerade
frisch verglaste Innenhof eigne sich wegen des starken Lichts nicht zu
historischen Präsentationen. Behelfen will man sich hier mit einem
Stoffsegel. Auf jeden Fall werde es eine starke Kooperation mit dem
Künstlerhaus geben - und geben müssen, wie Mailath-Pokorny betonte -
"schon allein wegen des Überlebens des Künstlerhauses". In der
benachbarten Institution stellt sich Kos schon eine Ausstellung zur
Ringstraßen-Ära vor und in ein, zwei Jahren eine Schau über "Die Großstadt
und die Nacht". Ein wichtiges Ziel ist also der Ausbau der "Basis
Karlsplatz", inklusive der seit langem diskutierten Erschließung
unterirdischer Flächen. Konkrete Lösungen, wie Kos sein Platzproblem lösen
möchte, kann er noch nicht anbieten - er sei schließlich erst seit drei
Wochen im Amt.
Konkrete Neuerungen gibt es im Bereich der
Eintrittspreise: Ab September soll es jeden Sonntag freien Eintritt in
alle ständigen Schausammlungen der Museen der Stadt geben. Den jetzigen
Tarif, 3,50 Euro, will Kos halten - bei den zum Standard gewordenen
Preisen um die 8 Euro "beschleiche ihn ein mulmiges Gefühl". Ebenfalls bei
der "Kommerzialisierung des Leihverkehrs" zwischen den Museen: Aus der
"starken Position des Rohlieferanten" appelliert Kos an seine
Direktoren-Kollegen, davon abzulassen. sp
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