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26.04.2003 - Ausstellung
Wolfgang Kos will in die erste Liga
Der neue Direktor der Museen der Stadt Wien verspricht freien Eintritt am Sonntag und Großausstellungen.


Die Drohung, den Betrieb einzustel len, Leute zu entlassen und Leih gaben nicht zu bearbeiten - das werden Sie aus diesem Haus in den nächsten fünf Jahren nicht hören." Eine klare Ansage gegen das Jammern von Wolfgang Kos. Mit 1. April übernahm der Kulturhistoriker, Publizist und Radiomacher von Günter Düriegl die Leitung der Museen der Stadt Wien - "ein großes Schiff mit vielen Motoren", genauer gesagt mit 23 - vom Historischen Museum bis zur Strauss-Gedenkstätte. Am Freitag sprach Kos - mit "Supporting Act" Kulturstadtrat Mailath-Pokorny - in seiner ersten Pressekonferenz über Neupositionierung und Pläne.

Die Finanzen standen zur Abwechslung einmal nicht im Mittelpunkt: Das seit 2001 ausgegliederte Museen-Konglomerat ist mit einem Jahresbudget der Stadt von 14,95 Millionen Euro ausgestattet, das - im Gegensatz zu den Bundesmuseen - jährlich mit 1,43 Prozent valorisiert, angepasst wird. Genügend Geld anscheinend für Ausstellungen und Ankäufe: "Ich würde kündigen, wenn ich kein Geld zum Sammeln hätte", so Kos, der als eine wesentliche Aufgabe in den nächsten fünf Jahren - solange läuft sein Vertrag - der Sammlung ein neues Profil geben, sie "näher zur Gegenwart" ziehen will.

In die erste Liga der Wiener Museen will Kos auch das Historische Museum ziehen - und "nicht nur in der Regionalliga Ost mitspielen". Auch den internationalen Vergleich von Wien scheut er nicht - "sonst sind wir ein Heimatmuseum". Dazu will der ambitionierte Direktor wieder an die Tradition von Großausstellungen wie "Traum und Wirklichkeit" anschließen.

Es fehlt allerdings an "Bühnen", das heißt Sonderausstellungs-Fläche. Am Karlsplatz habe man nur einen Raum mit 350 Quadratmeter und die Hermesvilla liege eben nicht im Zentrum. Der gerade frisch verglaste Innenhof eigne sich wegen des starken Lichts nicht zu historischen Präsentationen. Behelfen will man sich hier mit einem Stoffsegel. Auf jeden Fall werde es eine starke Kooperation mit dem Künstlerhaus geben - und geben müssen, wie Mailath-Pokorny betonte - "schon allein wegen des Überlebens des Künstlerhauses". In der benachbarten Institution stellt sich Kos schon eine Ausstellung zur Ringstraßen-Ära vor und in ein, zwei Jahren eine Schau über "Die Großstadt und die Nacht". Ein wichtiges Ziel ist also der Ausbau der "Basis Karlsplatz", inklusive der seit langem diskutierten Erschließung unterirdischer Flächen. Konkrete Lösungen, wie Kos sein Platzproblem lösen möchte, kann er noch nicht anbieten - er sei schließlich erst seit drei Wochen im Amt.

Konkrete Neuerungen gibt es im Bereich der Eintrittspreise: Ab September soll es jeden Sonntag freien Eintritt in alle ständigen Schausammlungen der Museen der Stadt geben. Den jetzigen Tarif, 3,50 Euro, will Kos halten - bei den zum Standard gewordenen Preisen um die 8 Euro "beschleiche ihn ein mulmiges Gefühl". Ebenfalls bei der "Kommerzialisierung des Leihverkehrs" zwischen den Museen: Aus der "starken Position des Rohlieferanten" appelliert Kos an seine Direktoren-Kollegen, davon abzulassen. sp



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