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Der Weg ist das Ziel, meint David Lynch. Foto: apa/Hochmuth
von
Ludwig Heinrich
Bekämpfe Düsternis nicht, verwandle sie in Licht

Nach Wien brachte am Wochenende Kultregisseur David Lynch, 61, das mit, was man in seinen Filmen oft vermisste, nämlich: Botschaft und (Er-)Lösung. Die Zauberwörter lauten „Transzendentale Meditation“.

Schon vorher hatte er in Paris dem französischen Präsidenten Sarkozy und gestern in Wien wohl auch Kanzler Alfred Gusenbauer klargemacht: Die Lehre des Maharishi Mahesh Yogi, einst auch Guru der Beatles, kann zum Ende von Kriegen, Rückgang von Angst, besseren Schulleistungen (PISA-Studie!) führen. Weltweit will Lynch nun Schulen installieren, in denen die Maharishi-Jünger ihr Wissen weitergeben.

Wut und Zorn wegmeditieren

Man brauche nur vier Tage, erklärt er, um die Grundzüge zu erlernen: „Dann erkennst du dein Mantra und kannst es nützen, um immer mehr in dein tiefstes Bewusstsein einzudringen und das Gold zu finden.“ Er selbst, der zum Beispiel schon mit dem großen Roy Orbison (von dem hatte er sich Musik zu „Blue Velvet“ ausgeborgt) und dessen Frau meditiert hat, sei das beste Beispiel: „Als ich damit begann, war ich voller Wut und Zorn. Nach zwei Wochen fragte mich meine Frau plötzlich: ‚Wo ist deine Wut geblieben?‘“

Zwischendurch beantwortete Mister Lynch auch Fragen anderer Art, vergaß aber nicht, immer wieder zum Ausgangspunkt zurückzukommen.

Seine Gedanken zum Begriff „Zeit“: „Eine absolut fantastische Sache. Der Weg, Ewigkeit messen zu können. Im Kino können wir in der Zeit vorwärts und rückwärts springen. Ton und Bild bewegen sich in der Zeit. Die Kamera arbeitet mit dem Fluss der Zeit. Man kann sich richtiggehend in die Art verlieben, wie Kino diese Ideen übersetzt.“

Über seinen Wohnort Los Angeles: „Sie werden sich wundern: Ich liebe Los Angeles. Ich stamme nämlich aus Philadelphia. Das galt früher als die ‚Stadt der brüderlichen Liebe‘. Heute regieren dort Furcht, Gewalt, Korruption. In Los Angeles schreibe ich nachts ab 23.30 Uhr, und am Morgen werde ich von diesem südkalifornischen Sonnenlicht überwältigt. Ich habe dabei ein unglaublich starkes Gefühl von Freiheit, und diese Freiheit wieder bringt Kreativität.“

Wo doch die Lehre des Maharishi Mahesh Yogi zur Gewaltlosigkeit führt – wieso findet sich dann in David Lynchs Filmen so viel Gewalt? Ein Widerspruch? Er setzt ein feines Lächeln auf: „Nein, nein. Ich bin oft gefragt worden: ‚David, du wirkst persönlich doch so glücklich und unschuldig. Wieso dann die Grausamkeiten in deinen Geschichten? Nun: Filme reflektieren eben die Realität. Gewalt und Leiden in Büchern oder Filmen sind okay, aber aus unserem Leben sollten wir sie eliminieren. Nach dem Grundsatz: Bekämpfe die Düsternis nicht, sondern verwandle sie in Licht.“

Einfluss von Richard Strauss

Über eventuelle Einflüsse auf seine Arbeit aus dem deutschen Sprachraum: „Let’s see… Not so much. Ich liebe Richard Strauss. Seine ‚Vier letzten Lieder‘ waren ein starker Einfluss. Aber den größten Einfluss auf mich hat nach wie vor Philadelphia.“

Natürlich weiß er von seinen Reisen, dass das Image seiner Heimat USA in der ganzen Welt ramponiert ist. Kein Grund zur Verzweiflung, richtet er seinen Landsleuten aus: „Wie ich schon vorher sagte: Bekämpft das Dunkel nicht, sondern verwandelt es in Licht.“ Der Weg ist das Ziel, und den Weg kennt er. Klar: Transzendentale Meditation.

Info:

www.davidlynchfoundation.org



OÖnachrichten vom 13.11.2007
 
   



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