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Kunstraum: ein Scherbenhaufen?

Noch bis Ende Mai läuft die Unterschriftenaktion für den Weiterbestand des Kunstraum Innsbruck.

INNSBRUCK. Der Rücklauf der Unterschriftenaktion ist "irre", so die Geschäftsführerin des Kunstraum Innsbruck, Elisabeth Thoman. Nicht nur international tätige Ausstellungsmacher wie Harald Szeemann, Robert Fleck oder Peter Weiermair sind überzeugt, der Kunstraum nicht sterben darf, sondern auch die Leiter der Kunsthäuser in Bregenz, St. Pölten oder Vaduz, Eckehard Schneider, Carl Aigner und Friedemann Malsch. Aber auch der Rektor der Innsbrucker Universität, Hans Moser, der Obmann des Tourismusverbandes
Innsbruck, Hubert Klingan, oder der Obmann der Innenstadtkaufleute, Peter Zelger, machen sich für den Weiterbestand des Kunstraum stark.

Ultimatum

Doch dem den Kunstraum Innsbruck betreibenden Verein reichts. Ende Mai läuft das Ultimatum aus, das dem Land Tirol gestellt wurde. Zieht das Land in der Höhe seiner Subventionen für den Kunstraum nicht mit der Stadt Innsbruck gleich, wird noch heuer zugesperrt. Denn "sieben Jahre des Wurstelns sind genug", so Elisabeth Thoman.

Der Stadt Innsbruck ist der Kunstraum jährlich 145.000 Euro wert, dem Land 58.100 Euro. Dem stehen durch den Verein aufgebrachte Eigenleistungen von 110.000 Euro jährlich gegenüber. So hat etwa Geschäftsführerin Thoman nur in zwei der sieben Kunstraum-Jahre eine Aufwandsentschädigung erhalten, die anderen fünf Jahre arbeitete sie - in einem Fulltimejob - gratis.

Persönliches wurde immer zugunsten des Programms oder der Präsentation zurückgestellt. Denn "unsere Armut soll man nicht riechen", sagt Thoman, "gewisse Standards müssen einfach gehalten werden, wir sind keine alternative Szene".

Drittelfinanzierung

Wie ernst es dem Verein Kunstraum Innsbruck ist, wurde dem für die Kultur zuständigen LH Herwig van Staa bereits Anfang März unterbreitet. Sein Angebot: Die Hälfte der 72.000 Euro, die im heurigen Landesbudget für den nicht zustande gekommenen Skulpturenpark vorgesehen sind. Doch mit dieser einmaligen "milden Spende" will und kann sich der Verein Kunstraum Innsbruck nicht zufrieden geben. "Wir brauchen eine längerfristige finanzielle Perspektive", so Elisabeth Thoman, was bedeutet, "dass das Land finanziell mit der Stadt gleichzieht". Außerdem sollen sich Stadt und Land bei Kunststaatssekretär Franz Morak (V) für eine Drittelfinanzierung durch den Bund einsetzen. Mit der Unterschriftenaktion in der Hinterhand wollen die Kunsträumler Anfang Juni an die Öffentlichkeit gehen, denn ein Termin bei LH van Staa ist erst im Juli zu haben.

Brücke zu Kunsthaus

Fruchtet das alles nichts, ist die derzeitige Präsentation der Sammlung des Kölner Galeristen Rolf Ricke vielleicht die letzte in der siebenjährigen Geschichte des Kunstraum Innsbruck. Dieser wurde 1996 als Brücke zu einem vom damaligen Innsbrucker BM Herwig van Staa projektierten Haus der Kunst am Innsbrucker Marktplatz gegründet. Eine Drittelfinanzierung durch Stadt, Land und Bund wurde damals in Aussicht gestellt, aber nie realisiert.

Im Gegenteil: Die Subventionen durch den Bund schrumpften kontinuierlich, die durch das Land Tirol fallen noch niedriger als diese aus. Und dies, obwohl inzwischen auch die Kunsthalle Tirol gestorben ist.
Dabei ist die Bilanz des Kunstraum Innsbruck eindrucksvoll: 26 Ausstellungen wurden von international renommierten Kuratoren gemacht, Größen wie Louise Bourgeois, Daniel Buren, John M. Armleder oder Hermann Nitsch in Einzelausstellungen präsentiert. Ob die für Herbst geplante von Jannis Kounellis noch stattfinden wird, steht in den Sternen.

2003-05-21 19:57:51