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vom 13.09.2005 - Seite 021
LENTOS: Diskussion über Forderung von SP-Kultur-Stadtrat Luger, den Sperrtag im Linzer Kunstmuseum Lentos abzuschaffen

"Dieses ewige Drumrumreden ist reinste Augenauswischerei!"

VON IRENE JUDMAYER

"Die Geschäftsführung der Museen der Stadt Linz diskutiert seit dem Frühsommer im Verwaltungsausschuss über den Sperrtag", sagt Lentos-Direktorin Stella Rollig im OÖN-Gespräch: "Dies geschieht innerhalb größerer Überlegungen zu Budget- und Personal-Ressourcen. Das Lentos kann einen Sperrtag - der im ÜbrigenÊin beinahe allen Museen der Welt üblich ist - nur aufgeben, wenn die dafür notwendigen Mittel sicher gestellt sind."

Eine Entscheidung über eventuelle Veränderungen soll laut Rollig im Herbst im Ausschuss fallen.

"Diese ewige Diskutiererei ist doch die reinste Augenauswischerei!" - ist der Linzer Kultur-Stadtrat Klaus Luger (SPÖ) aufgebracht. Er fordert vehement die Abschaffung der Lentos-Sperre an Dienstagen: "Dass da die Besucher vor verschlossener Tür stehen, ist einer EU-Kulturhauptstadt nicht würdig." Auf die OÖN-Frage, ob es nicht absurd sei, wenn ein Stadtrat etwas fordert, das ohnehin in städtischer Verantwortung liege, sagt Luger: "Nein, das ist nicht eigenartig, weil die Museen ja in einer eigenen Form des Unternehmens zusammengefasst sind."

Nur Herumgerede

Wobei Luger hier die Schuld "gar nicht bei der künstlerischen Leitung und somit bei Rollig" sieht. Der SP-Kulturbeauftragte zieht vielmehr den städtischenKulturreferenten, Vizebürgermeister Erich Watzl, zur Verantwortung: "Schon zwei Mal hätte heuer diese Entscheidung fallen können. Aber es wird nur herumgeredet. Nichts geht weiter. Ein ewiges Hin und Her. Watzl blockiert."

Als Argument gegen die Abschaffung des Sperrtages wird die Kostenfrage des Personals ins Spiel gebracht. Dazu Luger: "Das ist gar nicht so dramatisch. Die Mehrkosten beliefen sich in der schlimmsten Kalkulation im Jahr (!) auf 15.000 Euro."

Bei dieser Kalkulation seien die Mehreinnahmen, die möglicherweise im Shop durch die Öffnung entstehen, noch nicht einbezogen. Reduzieren könnte man auch in der Verwaltungsebene. Luger: "Warum diese Summe so gering ausfällt, ist, weil man mit dem Einsatz von Aufsichtspersonal auch flexibler umgehen könnte."

Absurder Ist-Zustand

Und hier schließt sich der Kreis zu einem weiteren Kritikpunkt: Eigentlich sind Lentos und das Stadtmuseum Nordico eine Einheit. Eigentlich. Denn de facto wird noch immer in jedem Haus das eigene Süppchen gekocht. Auch Luger sieht das als Manko: "Diese Symbiose müssen wir jetzt durchziehen! Dann läuft das auch vom Personal her optimaler."

Die personelle Struktur soll sich endlich vermischen: "Zusammenführen, zusammenlegen, heißt die Devise. Es ist völlig absurd, wenn bei den Überlegungen, den Sperrtag abzuschaffen, vom Ist-Zustand ausgegangen wird!"

Möglich sollte auch sein, diese 15.000 Euro über Sponsorship aufzufetten: "So eine Summe kann bei diesem Haus wirklich keine Rolle spielen! Das ist leistbar. Das muss man jetzt einfach auch in aller Öffentlichkeit problematisieren, denn nach einem Jahr Gremialdiskussion gehört jetzt endlich gehandelt." Es sei längst an der Zeit, aus der statischen Endlosschleife auszubrechen.

Dienstags geschlossen: Kunstmuseum Lentos Foto: Wodicka


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