Joanneum-Eskalation: Keine Hollein-Schau
MARTIN BEHR GrAZ (SN). Die Eröffnungsausstellung der Neuen Galerie Graz im Joanneum-Jubiläumsjahr – eine Personale des Architekten Hans Hollein – scheint geplatzt zu sein. „Hollein hat zugesichert, die Ausstellung nur mit mir zu machen, und ich bin ja fristlos gekündigt“, erläuterte der am Mittwoch von der Joanneum-Geschäftsführung entlassene Chefkurator Peter Weibel am Freitag im Gespräch mit den SN. Die Hollein-Schau hätte im November eröffnet werden sollen, die Vorbereitungsarbeiten dafür laufen seit dem vergangenen Sommer.
Der Konflikt zwischen der Joanneumsführung und der Neuen Galerie hat sich indessen weiter zugespitzt. Die entmachtete Leiterin Christa Steinle wurde am Freitag vom Joanneum aufgefordert, ihr Büro zu räumen und die Schlüssel abzugeben. Sie ist bei vollen Bezügen in einen Sonderurlaub geschickt und darf ihr Büro ab sofort nicht mehr betreten. „Eine verdiente Mitarbeiterin wird ohne jeden ersichtlichen Grund wie eine Verbrecherin behandelt, das ist absolut unwürdig“, sagt Peter Weibel, der am kommenden Montag zu einem „klärenden Gespräch“ mit Peter Pakesch in Graz zusammentreffen wird.
Über das von Petra Schilcher in Graz geleitete „Artelier Contemporary“ formiert sich jetzt eine Solidaritätsplattform für Peter Weibel und Christa Steinle. Wie berichtet, haben bereits unter anderem Elfriede Jelinek, Bazon Brock sowie renommierte Sammler und Museumsleute gegen die Vorgänge im Universalmuseum Joanneum protestiert.
Rückendeckung bekam Peter Pakesch am Freitag aus dem eigenen Haus: Der Betriebsrat des Joanneum, Bernhard Samisch, verschickte einen offenen Brief an Peter Weibel: Darin wird dieser aufgefordert, die „polemischen und diffamierenden Wortmeldungen gegen unser Haus“ einzustellen. Peter Weibel konfrontiere das Joanneum „mit unhaltbaren Vorwürfen, die nicht nur unsere Geschäftsführung, sondern die gesamte Institution öffentlich in Misskredit bringen“. Und: „Die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter sowie der Betriebsrat des Universalmuseums Joanneum stehen grundsätzlich hinter der vorgelegten Strukturreform.“
In einem den SN vorliegenden Bericht des Landesrechnungshofs wird fehlende strategische Personalplanung im Joanneum kritisiert. Vor allem in den Verwaltungsreferaten und in der Administration sei ein „Zuwachs an Stellen“ zu erkennen. In den Ausstellungs- und Sammlungsbereichen hingegen sei es jedoch teilweise zu Reduktionen gekommen.