Salzburger Nachrichten am 23. März 2006 - Bereich:
"Don Juan"-Videoschau in der Kunsthalle Wien

Mit der Figur des Don Juan bzw. Don Giovanni beschäftigt sich eine Ausstellung von 16 zeitgenössischen Videoarbeiten in der Kunsthalle Wien, die am Freitag eröffnet wird. "Jede Zeit erfindet sich ihren Don Juan neu", sagte dazu bei der Presseführung am Donnerstag Kunsthalle-Direktor Gerald Matt. Die Kunsthalle versuche nun, diesem Thema "ein paar schöne, neue Facetten dazuzugeben".

"Don Juan alias Don Giovanni oder 'zwei und zwei sind vier' oder 'Lust ist der einzige Schwindel, dem ich Dauer wünsche'" ist der mit Zitaten von Molière und Walter Serner angereicherte Titel der Ausstellung. Obwohl Matt, der gemeinsam mit der Literaturwissenschafterin Gaby Hartel die Schau kuratierte, versicherte, dass "die Mozart-Geschichte" keineswegs der Ansatzpunkt des Projektes und Molière wesentlich wichtiger für seine Auseinandersetzung mit dem Don Juan-Mythos gewesen sei, ist es natürlich dennoch auch eine Mozart-Ausstellung geworden.

In Vitrinen finden sich Partitur-Auszüge aus der Mozart-Oper, an den Wänden hängen 16 Flat-Screens, auf denen Videos laufen, so erforderlich, samt Kopfhörer für die begleitende Tonspur. Über allem schweben Mozart-Klänge.

Die Videos wurden nicht beauftragt, sondern von den Kuratoren ausgesucht - und so stellt sich heraus, wie vielfältig sich Bezüge zu dem Don Juan-Mythos herstellen (oder auch konstruieren) lassen.

Natürlich bekommt man einiges an nackter Haut ("Exodus 20" von S-338 oder "Don Giovanni I" von Klaus Pobitzer) und auch Geschlechtsteile in Großaufnahme zu sehen, in der Mehrzahl wird das Spiel von Lust, Begehren und Verführung aber ironisiert und abstrahiert - etwa beim Möbelporno von Lilli&Lola ("Weiche Spalten hart gebumst") oder bei "Heizung" von Erwin Wurm, der eine junge Frau einen Heizkörper abschlecken lässt.