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23.11.2001 - Ausstellung
Der flüchtige Reiz des Unerreichbaren
"Der ephemere Körper" im Wiener Kunstraum Palais Porcia: ein begehrlicher Blick auf das Vergängliche.


Wie aus einem blauen Bienenschwarm formiert, schwebt eine massige Frauengestalt im wolkigen Himmel über einer Stadt. Hilflos scheint die pralle Figur zu treiben, unentschlossen, ob sie sich hier senken oder wieder abwenden soll. "Bodyspaces" heißt die luftige Arbeit der Salzburger Photokünstlerin Elisabeth Woerndl, die hier eine Schwarzweiß-Photographie mit Laserdruck bearbeitet hat.

Woerndl gehört zu den jüngeren der dreizehn österreichischen Künstler, deren Beschäftigungen mit dem Abbild des menschlichen Körpers derzeit im Wiener Palais Porcia gezeigt werden, im "Kunstraum" des Bundeskanzleramtes (BKA). "Der ephemere Körper" heißt die Ausstellung, zusammengestellt aus den Beständen der Österreichischen Photogalerie im Rupertinum/
Sammlung des BKA.
Nach Hallein und Macao hat die Schau jetzt Wien erreicht.

Draußen, hinter den verglasten Bögen des gewölbten Arkadengangs, pfeift der stechende Wind. In dem hellen, langgezogenen Ausstellungsraum wirken die Arbeiten fast schutzlos den Blicken ausgeliefert - sofern sie diese Nähe überhaupt zulassen. Irene Andessners Porträt-Serie, die immer das Gesicht der Künstlerin, nie aber dieselbe Person oder gar sie selbst zeigt, entzieht sich dem Betrachter etwa durch Unschärfe. Bei Ilse Haiders Objekten, die wie aus Holz gewebt erscheinen und in einer speziellen Technik belichtet wurden, muß sogar eine räumliche Distanz in Kauf genommen werden, um das Abgebildete zu erkennen. Irreführend versteckt Birgit Jürgenssen ihren Körper hinter Photo-Projektionen. Verkleidetes, Verhülltes, Entblößtes zeigt Erwin Wurm - so einen Kuß, der niemals enden kann Dieter Huber. Die heimischen Körper-Altstars Valie Export und Arnulf Rainer dürfen natürlich ebenfalls nicht fehlen.

Verschwommen, verschleiert, verhangen, verhüllt: Der direkte Blick bleibt meist verwehrt, die Gier des Habhaftwerdens des verweigerten Körpers beginnt in einem zu flackern - doch schon ist alles wieder verflogen, getrübt. sp

Bis 25. Jänner 2002. Mo. bis Fr. von 10 bis 15 Uhr.



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