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Großer Diktator: MAK-Chef Peter Noever in Turbulenzen

12.10.2010 | 18:41 |  (Die Presse)

Mitarbeiter des Museums für angewandte Kunst (MAK) in Wien klagen über ihren autokratischen Direktor. Grünen-Kultursprecher Zinggl fordert Konsequenzen.

Er ist der am längsten amtierende Direktor eines Bundesmuseums: Seit 1986 leitet Peter Noever (69) Wiens Museum für angewandte Kunst (MAK). Bildungsministerin Claudia Schmied verlängerte zuletzt seinen Vertrag bis Ende 2011. Nun gibt es Konflikte mit Mitarbeitern: Noevers Stil sei diktatorisch und patriarchalisch, sagen sie.

Gabriel Ramin Schor, lang im MAK beschäftigt, behauptet, Noever habe aus Museumsmitteln für die Nachwuchsförderung seine Homepage (peternoever.at) finanziert, die erst nach Protesten des Kuratoriums mit Hinweisen auf das MAK versehen wurde. Noever dementiert dies in der Apa. Schor erklärt auch, er habe kein Honorar für ausländische Editionen von einem der aufwendigen Prachtbände bekommen, mit denen Noever immer wieder sich selbst feiert. Ein hausinterner Konflikt wird bereits vor Gericht ausgetragen. Mitarbeiter sprechen von Mobbing, Verängstigung.

„Der Direktor war immer schon cholerisch. Es gab Zeiten, da ist kaum jemand ohne Tränen aus seinem Büro gekommen. Viele hatten psychische Probleme“, erzählen ehemalige Beschäftigte. In einem Rundschreiben an die Belegschaft erklärte Noever, der Betriebsrat versuche offenkundig, das Haus zu entzweien. Er hoffe „auf eine Personalvertretung, die die große gesellschaftliche Aufgabe des MAK erkennt“.

 

Erste-Bank-Chef Treichl verteidigt Noever

Der Betriebsrat wurde trotz des direktorialen Appells bei der Wahl gestärkt. Die Fluktuation von Mitarbeitern im MAK sei hoch, nicht nur in Presse und Marketing, heißt es. Stimmt nicht, erklären Noever sowie Erste-Bank-Chef Andreas Treichl, MAK-Kuratoriumsvorsitzender: „Die Personalfluktuation ist äußerst gering und bewegt sich im Bereich von 0,5 Prozent.“ Es gibt auch sachliche Kritik: Die zu Beginn von Noevers Amtszeit erfolgte Neugestaltung der Schausammlung müsste erneuert werden. Auch die Aktivitäten in Los Angeles sind umstritten: Es gebe undurchsichtige Spesenabrechnungen und großzügige Einladungen.

„Das MAK Center in L. A. hat eine Non-Profit-Gesellschaft samt eigenem Board of Directors“, hält Noever dagegen. „Das Kuratorium nimmt seine Aufsichtspflicht sehr intensiv wahr“, betont Treichl. Im Kulturausschuss des Parlamentes hat Grünen-Kultursprecher Wolfgang Zinggl am Dienstag weitere Vorwürfe gegen Noever erhoben. Es geht um Limousinenservice und Geburtstagsfeiern für Noevers Mutter in Lokalitäten und mit dem Personal des MAK. Zinggl forderte eine Rechnungshofprüfung. Die Chancen, dass Noever so kurz vor Ablauf seiner Amtszeit noch abberufen wird, schätzen Kenner angesichts seiner guten Beziehungen zum Ministerium als gering ein. Ministerin Schmied will weitere Schritte bezüglich der neuen MAK-Führung Ende November bekannt geben.


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