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Kunstberichte
Kunsthalle ließ Projekt von Wirtschaftsprüfern durchleuchten

Matts Buch – angeblich korrekt, aber teuer

Soll laut – selbst bestelltem – Prüfbericht korrekt gehandelt haben: Gerald Matt. Foto: Robert Newald

Soll laut – selbst bestelltem – Prüfbericht korrekt gehandelt haben: Gerald Matt. Foto: Robert Newald

Von Christoph Irrgeher

Aufzählung Vorwürfe gegen Kunsthalle-Direktor wegen Interviewband haltlos – laut Prüfbericht.
Aufzählung Gerald Matt wird privat zahlen müssen.

Wien. Dass Kunsthalle-Wien-Chef Gerald Matt im Rahmen eines Buchprojekts Mitarbeiter ausgenützt habe, sei unwahr – jedenfalls einem Prüfbericht zufolge, den das Präsidium der Kunsthalle beauftragt hat und der nun vorliegt. Konkret geht es im Bericht der IB Interbilanz Hübner um den Interviewband "Gespräche.

Österreichs Kunst der 60er-Jahre": 2009 schloss das Parlament mit Matt darüber einen Werkvertrag ab und gewährte 32.500 Euro als Projektmittel. Weil die Publikation, wie sich nun herausstellte, fast 5000 Euro teurer wurde, muss Matt diese Differenz aus eigener Tasche zahlen. Dennoch gelte: Abwicklung und Abrechnung des Projekts entsprachen sowohl dem Werkvertrag als auch der Vereinbarung zwischen der Kunsthalle und ihrem Direktor.

Vereinbarung als Zankapfel

An dieser Vereinbarung aber stoßen sich Kritiker. Wie es im Prüfbericht heißt, honorierte Matt Personen für das Führen und Bearbeiten von Interviews; und er bezahlte Kunsthalle-Mitarbeiter für Überstunden, die durch das Projekt entstanden. Aber: "Von Mitarbeitern der Kunsthalle Wien während der Arbeitszeit erbrachte Leistungen wurden nicht weiterverrechnet (sofern dafür keine Überstunden angefallen sind)." Gerechtfertigt sei dies dadurch, weil es sich um ein Kooperationsprojekt mit der Kunsthalle handle.

Dies bezweifeln jedoch manche. Während es im Prüfbericht heißt, dass der Kunsthalle-Vorstand das Buch bereits 2009 als Kooperation betrachtete, führen Kritiker ins Treffen, dass das Parlament allein mit Matt einen Kontrakt abgeschlossen hat – und dass das Buch die Kunsthalle nicht als Herausgeber nennt. Laut Prüfbericht habe das aber einen guten Grund: Das Werk entstand ja "nahezu ausschließlich" durch Mittel des Parlaments. Was im Umkehrschluss freilich bedeutet, dass zumindest geringe Mittel der von der Stadt finanzierten Kunsthalle für ein Parlament-Projekt flossen.

Skeptisch reagiert ÖVP-Kultursprecherin Isabella Leeb auf den Prüfbericht. Hinsichtlich des Einsatzes von Kunsthalle-Mitarbeitern ortet sie "nachträgliche Vereinbarungen" (was die Kunsthalle bestreitet) – und sieht der Prüfung des Hauses durch das Kontrollamt, der zuletzt alle Rathausparteien zustimmten, hoffnungsvoll entgegen. Diesbezügliche Ergebnisse sind jedoch erst in einigen Monaten zu erwarten.

 

Printausgabe vom Dienstag, 10. Mai 2011
Online seit: Montag, 09. Mai 2011 19:33:00

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