Das WUK Ljubljanas | |
Die Moderna Galerija Ljubljana fokussiert in ihrer Sammlung
slowenische Konzept-Kunst. In Ihrer aktuellen Ausstellung lässt sie West
auf Ost treffen und in einen Dialog treten.
|
Ljubljana unternimmt zur Zeit
verschiedene Anstrengungen, um sich als europäische Kulturstadt zu
positionieren. Ende vergangenen Monats etwa wurde dort die Kunstschau
Manifesta eröffnet. Damit geht diese in Rotterdam begründete Biennale
zeitgenössischer europäischer Kunst, die immer an anderen Orten
stattfinden soll, erstmals außerhalb der EU-Grenzen über die Bühne. Dieses mit umgerechnet rund 13 Millionen Schilling Aufwand Gesamtbudget
realisierte Kunstunternehmen in verschiedenen Institutionen Ljubljanas
bedeutete für die slowenische Kulturpolitik vor allem internationale
Promotion im Kunstfeld. Im Zuge der Manifesta Eröffnung wurde allerdings
auch die bedeutende Sammlung so genannter Ostkunst der Moderna Galerija im Rahmen
einer Großausstellung vorgestellt. Zentrum für Alternativkultur
Komplex, dem Zentrum der Alternativ-Kultur von Ljubljana. Diese ehemalige Kasernenanlage der jugoslawischen Armee hat wesentlich mehr Bedeutung als in Wien etwa die Arena oder das WUK oder das UFA-Gelände in Berlin. Metelkova ist in Ljubljana praktisch jedem bekannt und und wurde zu einem Symbol für die Transformation der slowenischen Gesellschaft. Anfang der 90er Jahre wurde das Arreal von Künstlern und
Kulturaktivisten besetzt. Nach dem Abzug der jugoslawischen Armee aus der
Kaserne forderte man die damals junge slowenische Regierung auf, die leer
stehenden Gebäude für kulturelle Zwecke zur Verfügung zu stellen. Namhafte
Künstler und Intellektuelle wie die Gruppe IRWIN oder der Philosoph Slavoj
Zizek unterstützen das Projekt. Mittlerweile beherbergt der Metelkova
Komplex nicht nur die bunte Alternativ-Kultur, sondern eben auch die
Moderna Gelerija. East meets West, again Die Präsentation ihrer Sammlung so genannter Ost-Kunst war die
eigentliche Überraschung in Ljubljana während der Eröffnungstage der
Manifesta. In einem notdürftig gesäuberten Gebäudetrakt ist nun auf drei
Etagen eine Großausstellung mit Werken von Marina Abramovic, Ilya Kabakov,
Milan Knizak, Komar und Melamid, Vadim Fishkin und zahlreichen anderen so
genannten Ostkünstlern zu sehen. Ergänzt wurde diese Ausstellung mit
Werken bedeutender Künstler aus Westeuropa oder den USA, wie Joseph Beuys
oder Jenny Holzer. Die Kuratorin Zdenka Badovinac erklärt das Konzept hinter der
Ausstellung: "Zum ersten Mal präsentieren wir hier slowenische Kunst und
so genannte Ost-Kunst gemeinsam mit dem internationalen Teil der Sammlung.
Anfang der 90er Jahre zum Beispiel haben wir Arbeiten von Anish Kapoor
oder Christine Iglesias gekauft. Daher ist diese Ausstellung auch eine
Dokumentation des Dialogs, den die slowenische Kunst mit anderen
Strömungen geführt hat." Mit roter Fahne im Schnee stehen
Und es ist doch Ostkunst Tatsächlich könne man von Ostkunst sprechen, so Zdenka Badovinac, doch
sei das möglicherweise bald eine historische Kategorie: "Es handelt sich
um einen geopolitischen Raum, der - wie ich hoffe - im Verschwinden
begriffen ist. Aber kulturell betrachtet ist das ein wesentlicher Teil
unserer Geschichte. Ich finde daher, wir sollten uns unserer Geschichte
auch bewusst sein." Bemerkenswert ist, dass hier eine große Sammlung in einem
improvisierten Raum präsentiert wird. Denn es wird mindestens noch zwei
Jahre dauern, bis dieser Teil des Metelkova Komplexes endgültig in ein
Museum mit gestylten, weißen Hallen umgebaut wird. Doch jetzt bereits wollte man auf die Geschichte der Sammlungs- und
Ausstellungstätigkeit verweisen, erzählt Zdenka Badovinac: "Wir haben uns
entschlossen, vor allem osteuropäische Konzept-Kunst zu sammeln. Wir
wollen keine Enzyklopädie der osteuropäischen Kunst zusammenstellen. Das
wäre unmöglich und ist auch uninteressant. Als wir überlegten, was
wirklich wichtig ist, stellten wir fest, dass diese konzeptuelle Periode
allgemein von großer Bedeutung ist." Underground, bereits museal Das Besondere an diesem entstehenden Museum sei, dass sich darin die
Entwicklung der slowenischen Kunstszene spiegelt. Denn viele, die lange
als Teil des so genannten Undergrounds galten, wie etwa die Gruppe IRWIN,
haben längst etablierte Positionen an der Kunsthochschule. Während die Stadt Ljubljana Anstrengungen unternimmt, die finanziellen
Mittel zur Renovierung des Metelkova Komplexes zur Verfügung zu stellen,
denkt die Kuratorin Zdenka Badovinac manchmal, dass man im Grunde auch
alles so lassen könne. Die Moderna Galerija und der Metelkova Komplex, das
sei ihr Fitzcarraldo-Projekt, der ewige Kampf um das Unmögliche in der
slowenischen Hauptstadt Ljubljana, die alles daran setzt, Kulturmetropole
nach westlichem Vorbild zu werden. Tipp: Die Ausstellung 2000+ der Moderna Galerija im Metelkova
Komplex von Ljubljana läuft bis 24. September. | ||||||||