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26.06.2006 - Kultur&Medien / Ausstellung
"Diese Subkultur ist sehr hart"
Kutlug Ataman über "Küba" und sein neues "Paradise".

Er ist einer der erfolgreichsten türkischen Künstler der Gegenwart. Obwohl der 1961 in Istanbul geborene Kutlug Ataman, der in London und L. A. studierte, seine Karriere als Filmemacher startete und viele Auszeichnungen einheimste. Seit 1997 aber arbeitet er im Kunstbereich, schafft vor allem Video-Installationen. Über den Umweg des Persönlichen beschäftigt er sich kritisch mit der Gesellschaft. So auch in "Küba", dem Porträt Istanbuler Barackenviertel.

Es war nicht leicht für ihn, Zutritt zu dieser Gesellschaft zu bekommen, erzählt er der "Presse". ",Küba' ist eine sehr stigmatisierte Gesellschaft. Die Einwohner trauen deshalb niemandem, der nicht aus ihrem engsten Umfeld kommt." Ihm half "ein Freund, der einen Freund hatte, der dort sehr respektiert war". Trotzdem brauchte er "ein Jahr Vorarbeit ohne Kamera, damit die Leute überhaupt mit mir sprachen".

Dafür musste er ihnen versprechen, die Videos nie in der Türkei zu zeigen. "Sie wollen nicht bekannt werden, sie haben genug Probleme. Nicht nur von außen, auch innerhalb - es ist eine sehr konservative kurdische Gemeinschaft. Nicht im islamisch-muslimischen Sinn, aber im partriarchischen. Diese Subkultur ist sehr hart."

Für sein neues Projekt "Paradise", eine Art Fortsetzung von "Küba", dreht er gerade in Orange County, einer sehr reichen Gegend in Kalifornien. "Ich glaube, der Zutritt dort wird für mich sogar noch schwieriger als in Küba. Amerika ist im Moment hinter der Welt, eher ängstlich gegenüber Fremden. Keine Ahnung, was mir dort passiert, vielleicht glauben sie, ich sei Terrorist." sp

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