Zum Objekt der Eröffnung: Fassadenseits hat das neue Peichl-Werk ein Gesicht aus zwei Quadratfensteräuglein und einer rotlaternenen Würfelnase, darunter sozusagen ein breites Maul mit der Aufschrift "Alles Karikatur. Die Welt des Manfred Deix", denn mit dem Oeuvre dieses Sohnes Niederösterreichs eröffnete die Lachlokalität. Das Haus ist schnell durchmessen: Zwei Geschoße wurden durch eine gewendelte Treppe verbunden, das Dach mittels Shed-Zipfeln aufgelockert, auf dass das Licht von oben komme. Ergibt im Obergeschoß zwei helle Wechselausstellungsräume, im Untergeschoß zwei finstere Kammern zur Dauerbespielung. Eines davon heißt "Ironimus Kabinett" und beherbergt die Zeichenprodukte des Architekten. In Buchform sind diese sowie Deix-Allerlei im Bookshop zu haben.
Während das Deix-Bier noch auf Käufer wartete, plätscherte am Vorplatz schon der Ironimus-Riesling sowie Eröffnungsreden. Die interessanteste entquoll Landeshauptmann Erwin Pröll, der sich vor allem "bei dir, lieber Gustav" bedankte, denn "es ist keine Selbstverständlichkeit, wenn ein international berühmter Architekt mit vielen Aufträgen spontan Ja zu so einem Gebäude sagt". Andere hätte man wahrscheinlich ja wirklich zur Vertragsunterzeichnung hinprügeln müssen. Pröll hatte Graz die Idee zu einem Deix-Museum mittels beschleunigter Vergabe abgejagt, zum Karikaturmuseum erweitert und den Niederösterreicher Deix quasi repatriiert, denn: "Was die Steirer können, das können wir schon lang, und auf Niederösterreicher, die sich zur Heimat bekennen, legen wir besonderen Wert." In diesem Fall lag der bei Entstehungskosten von 40 Millionen Schilling und war wohlfeil, denn, so Pröll: "Für gute Sachen gibt es in Niederösterreich immer Geld."
Mit der Bemerkung "Wem ist es noch nicht passiert, dass er sich umschaut und
glaubt, er ist von lauter Deix-Gesichtern umgeben" fuhr Severin Heinisch, der
künstlerische Leiter des Museums, zwar nicht ganz so großen Szenenapplaus ein,
seine Worte konnten aber im Gegensatz zu jenen des Landeshauptmanns vor Ort auf
Authentizität überprüft werden.
(DER STANDARD, Print-Ausgabe, 1. 10.
2001)
Quelle: ©
derStandard.at