Salzburger Nachrichten am 1. September 2005 - Bereich: kultur
Streit um dänische Guevara-Ausstellung

Kopenhagen (SN, APA). Der 1967 erschossene Revolutionär Ernesto Che Guevara wird seit Mittwoch im dänischen Aalborg in einer umfassenden Ausstellung als Fotograf präsentiert. 200 Fotos werden in der Ausstellung "Che A Life" gezeigt. Die Bilder ernten hohes künstlerisches Lob.

Als unappetitliche Verherrlichung eines Massenmörders griff die nach eigener Aussage "westlich orientierte" Menschenrechtsgruppe "Frieden und Freiheit" das mit 400.000 Kronen (53.631 Euro) aus der Stadtkasse mitfinanzierte Aalborger Ausstellungsprojekt an. Guevara werde hier weiter als edler Revolutionär und außerdem wie ein Popstar präsentiert, obwohl er nach dem Sieg der Revolution in Kuba 1959 Verantwortung für Arbeitslager, persönlich durchgeführte Hinrichtungen, psychische Folter und andere Untaten zu tragen habe.

Ausstellungschef Marco Evaristti nannte die in bürgerlichen Zeitungen breit dargestellten Vorwürfe "ausnahmslos unbewiesen".

Der konservative Kultursprecher im Kopenhagener Folketing, Jakob Axel Nielsen, dem niemand persönliche Sympathien für linke Revolutionsromantiker vorwirft, machte sich mit einem eigenwilligen Vergleich zum Fürsprecher für das Projekt: "Kunstfachleute haben hier grünes Licht gegeben. In diesem Sinne muss man Che Guevaras Fotografien genauso ausstellen, wie man das mit künstlerisch wertvollen Fotos von Hitler oder dem Terroristen Mohammed Atta tun würde."