Die Ausstellung passt zum derzeit stattfindenden
Lateinamerikagipfel, denn Adolfo Winternitz (1906 bis 1993) hat als Maler
und Lehrer Spuren in seiner neuen Heimat Peru hinterlassen. Aber auch in
Wien, wo er 1961 für die Ausführung von Betonglasfenstern für die
Pfarrkirche am Gellertplatz zuständig war.
Während der Schau, genau am 17. Mai, wird die Österreichische
Gesellschaft für Exilforschung ihr Buch "Vom Weggehen" präsentieren und
ein Symposium, Kunst und Wissenschaft im Exil betreffend, abhalten.
Prägte Perus Malerei
Adolfo Winternitz gehört zu jenen assimilierten Wiener Juden, die zum
Katholizismus übertraten. Freunde aus katholischen Kreisen ermöglichten
ihm und seiner Familie auch die Flucht 1939 von Rom nach Lima. Dort
gründete er die Academia de Arte Católico, an der er bis 1992 lehrte.
Damit ist die Malerei in Peru über Generationen von ihm geprägt.
Künstlerisch ist Winternitz anfangs als Schüler des charismatischen Karl
Sterrer zu erkennen, der ihn schon im Alter von 15 Jahren in seine
Malereiklasse an der Wiener Akademie aufnahm.
#Licht als Farbe
Sein Einfluss und der Stil der "Neuen Sachlichkeit" sollten ihn auch
bis 1945 begleiten. Das gilt ebenso für einige interessante
Selbstbildnisse mit Familie und Freunden. Die Dreißigerjahre verbrachte
der Künstler in Italien, wo Landschafts- und Vedutenmalerei für ihn
wesentlich wurden. In diesen Werken gibt es eine gewisse Nähe zu Eduard
Bäumer und einigen Künstlern des Hagenbunds. Die neue lateinamerikanische
Heimat, die er nur mehr wegen einiger Aufträge und Ausstellungen in Europa
verlassen sollte, veränderte seine pastellige Farbskala langsam in
glühendes Blau und Rot. Er kam dort nach einer expressiven Phase mehr und
mehr in abstrakte Gefilde, was auch durch seine religiöse Einstellung
gefördert wurde. Die visionäre Darstellung von Licht als Farbe
beschäftigte ihn als Künstler und Pädagogen, außerdem blieben die vielen
Glasfensterentwürfe an den französischen Klassikern Marc Chagall oder
Georges Rouault orientiert. Dies entspricht auch seinem Engagement für
eine internationale Gesellschaft katholischer Künstler, die er 1950 mit
begründete.
Eine Annäherung an die Avantgarde nach dem Krieg gelingt freilich nicht
mehr. Sein Spätwerk integriert Japanpapier in die Gegenstandslosigkeit und
in subtilen Tusche- und Kugelschreiberzeichnungen kehrt er zu nächtlichen
Stimmungsbildern zurück.
Winternitz ist zweifellos zeithistorisch spannend, eine Sensation für
die Kunstgeschichte wie etwa Wolfgang Paalen, der nach Mexiko emigrierte,
ist er jedoch nicht.
Ein Österreicher in Peru
Bis 7. August
Kuratoren: Silvio de Ferrari (Peru), Michael Fuhr (Wien)
Leopold Museum
Museumsplatz 1, 1070 Wien
Täglich 10 bis 18 Uhr
Donnerstag 10 bis 21 Uhr
Dienstag geschlossen
Pädagogisch.
Freitag, 12. Mai
2006