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22.04.2004 - Kultur&Medien / Ausstellung | ||
Kunstraum | ||
LISA RUYTER: FOTOGRAFIEMiles Coolidge unterwandert unsere gängige Vorstellung
von Fotografie als Mittel zur Wiedergabe von Realität. Klar ist, dass die
metallenen Gitterkonstruktionen in den Bildern des in L. A. lebenden
Kanadiers irgendwie mit Wirklichkeit zu tun haben. Aber was ist hier
tatsächlich zu sehen? Willkürliche Industrieerzeugnisse, die als technoide
Skulpturen in der Landschaft stehen und auf ihre nähere Bestimmung warten?
Erst der zweite Blick entlarvt die monumentalen Gebilde als Zugbrücken,
und zwar als hochgezogene. Als rein ornamentale Objekte sind sie ebenso
imposant wie als Momentaufnahme mit inhaltlichem Tiefgang: Coolidge
verstrickt den Betrachter in ein Spiel von gleichzeitiger An- und
Abwesenheit. Denn die "Draw Bridges" (5500-11.500 US$) verweisen ständig
auf etwas, das im Bild gar nicht zu sehen ist: Die dahinter liegende
amerikanische Landschaft. Coolidge schreibt der Fotografie damit auch eine
Eigenschaft zu, die dem Medium an sich nicht anhaftet: die Erzeugung von
Illusion. (Bis 8. Mai, Wiedner Hauptstraße 23-25, Wien 4) RauM AKTUELLER KUNST: VIDEOEinsamkeit, Verlustängste, Verzweiflung sind die Themen
und in ihren Videos scheint die Estin Ene-Liis Semper oft Schreckliches zu
ertragen. Erde wird ihr in den Mund geschüttet, Blumen darauf gepflanzt.
Auf dem Rücken liegend robbt sie eine Treppe hinauf - ein mühevoller Akt,
der an feministische Body Art der 60er, 70er erinnert. Doch Sempers Werk
lässt sich nicht schubladisieren. In "Rabbit" wird ohne Pathos eine
Familien-Szene beleuchtet. Semper steht abseits im Hasenkostüm, sinniert
über ihre Gefühle als Ehefrau und Mutter. Ihr Körper ist lediglich
Projektionsfläche für unbewusste Erinnerungen des Publikums. Eine
Strategie, die aufgeht. (Bis 8. 5., Eschenbachg. 11, Wien 1)
LAYR:WÜSTENHAGEN: DRAWINGS"From which drawing draws its substance" leuchtet es
nächtens im Schaufenster der Galerie. Woher bezieht die Zeichnung ihren
Stoff? Fünf Künstler, zwischen 1974 und 1980 geboren, zeigen die
Vielschichtigkeit des Mediums. Schlagworte wie "Euphorie" und "Wahnsinn"
schreien aus Nick Obertalers Blättern. Bernhard Reschs hart konturierte
Bleistiftarbeiten wirken wie Abziehbildchen. Valentin Hirsch bannt Symbole
für Sex, Gewalt, Leben, Tod gemeinsam mit einem "Potenzjesus" auf die
Bildfläche. Nicht weniger anarchistisch die Arbeit von Sina Voigtländer.
Eine ausgesprochen rotzige Ausstellung, die Riesenspaß macht. Preise
zwischen 270 und 550 Euro. (Bis 22. 5., Bellariastr. 6, Wien 1)
Manisha Jothady |
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